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                                                                       18.6./24.6.2023

Auszeichnung für den Skandal-Journalisten Joachim Frank  -update

Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln, gab schon Ende 2018 als erster deutscher Bischof ein wissenschaftliches Missbrauchsgutachten in Auftrag. Erst zwei Jahre später kam Kardinal Marx der entsprechenden Empfehlung der MHG-Studie nach, Bischof Bode erst 2021. Auch bei der empfohlenen Einrichtung eines diözesanen Betroffenenrates wurde Kardinal Woelki als erster Bischof initiativ. Damit einher gingen zahlreiche empathische Gespräche mit Missbrauchsopfern. Außerdem forderte Kardinal Woelki eine Verschärfung des Kirchenrechts etwa bei den Verjährungsfristen sowie einen rechtlichen Perspektivwechsel: Missbrauch müsse vorrangig als Verbrechen gegen die Person und Würde von Menschen beurteilt werden und nicht wie bisher ausschließlich als „Zölibatsvergehen“ der Täter. 

Der päpstliche Visitationsbericht vom Herbst 2021 resümierte:
„Die Entschlossenheit des Erzbischofs, die Verbrechen des Missbrauchs in der Kirche aufzuarbeiten, sich den Betroffenen zuzuwenden und Prävention zu fördern, zeigt sich nicht zuletzt in der Umsetzung der Empfehlungen der zweiten Studie, mit der er bereits begonnen hat.“

Entgegen dieser faktenbasierten Einschätzung von vorbildlicher Missbrauchsaufarbeitung betreiben die Medien seit Jahren eine ressentimentgeleitete Rufmordkampagne gegen den Kölner Erzbischof. Zeitungsverleger und Medienmacher haben sich kürzlich darauf verständigt, diese skandalisierende Berichterstattung mit dem ‚Wächterpreis der Tagespresse‘ auszuzeichnen. Joachim Frank, Chefkorrespondent des Kölner Stadtanzeigers, ist inzwischen als Leitwolf des aufheulenden Rudeljournalismus‘ mit 10.000 Euro geehrt worden.

Mediale Skandalisierung von Missbrauch in der Kirche seit 2010

Der antikirchliche Kampagnenjournalismus ist keine neue Erscheinung. Schon im Frühjahr 2010 brandete eine mediale Skandalwelle gegen die katholische Kirche an. Damals verzerrten die Medien mit ihren überproportionalen Meldungen zu kirchlichen Missbrauchsfällen in grotesker Weise die quantitativen Verhältniszahlen. Obgleich von den jährlich 17.000 polizeilich gemeldeten Übergriffen oder den 1 Millionen missbrauchte Kinder hierzulande nur ein Promilleanteil dem kirchlichen Kontext zuzuordnen sind, vermitteln die Medien den Eindruck, als wenn Missbrauch in der Kirche häufiger vorkäme als in anderen säkularen Institutionen. Jeder dritte Medienbericht über die katholische Kirche befasst sich in negativer Konnotation mit der Missbrauchsthematik – so eine Studie von Media Tenor. Wenn man in die Suchmaschine den Begriff ‚sexueller Kindesmissbrauch‘ eingibt, dann werden 220.000 Treffer angezeigt. Mit dem Zusatz ‚in der Kirche‘ schnellt die Trefferzahl auf 521.000 hoch, also auf mehr als das Doppelte.

Diese einseitige und unwahre Informationsvermittlung der Presse zu Lasten der Kirche kommt einer Verleumdung gleich.

Aber auch die Art der Berichterstattung unterscheidet sich. Während die Medien von Missbrauchsvorfällen in säkularen Bereichen sachlich und nüchtern berichten, gelegentlich kritisch kommentieren, werden sexuelle Übergriffe in der Kirche in der Regel skandalisierend aufgebauscht. Journalisten stellen im Empörungsgestus die geistlichen Täter an den medialen Pranger und stigmatisieren die Institution Kirche als Täterorganisation. Wenn aber etwa in den Sportvereinen 200.000 Missbrauchsfälle gemeldet werden, im Kadersport sogar ein Drittel der Befragten über sexuelle Übergriffe klagt, wird hier wie auch bei Missbrauchsmeldungen aus Familien, Kitas, Schulen und Heimen nicht von Täterorganisationen gesprochen und kein Missbrauchsskandal ausgerufen.

Doppelmoral der Medien gegenüber der katholischen Kirche   

Die kath. Kirche ist die einzige Großorganisation mit einer historischen Aufarbeitungsstudie. Gleichwohl skandalisieren die Medien stets die „schleppende Aufarbeitung“, wobei die meisten säkularen Institutionen noch gar nicht damit angefangen haben. Die Kirche zahlt seit Jahren vergleichsweise hohe Entschädigungssummen, während die Opfer in weltlichen Einrichtungen zumeist leer ausgehen. Trotzdem poltern Medien gegen die ‚Knausrigkeit‘ der Kirche, verschonen aber die nichtzahlenden Institutionen. Das dichte Präventionsnetz der Kirche stellt der ehemalige ‚Unabhängige Beauftragte‘ als gesellschaftlich vorbildlich hin. In der Presse dagegen werden die positiven Ansätze der Kirche – wenn überhaupt - höchstens als Randbemerkung abgetan.

Die Doppelmoral, die knapp die Hälfte der Journalisten an der Kirche moniert, legen sie selbst an den Tag. Offensichtlich ist die Mainstreamberichterstattung über die katholische Kirche von Ressentiments geleitet. Aber auch innerhalb der Kirche wird ein doppelter Bewertungsmaßstab bei den bischöflichen Missbrauchsaufarbeitungen angelegt: Bischof Bode, dem ein Gutachten erhebliche Pflichtverletzungen nachgewiesen hat, wird von den kirchlichen Medien und progressiven Theologen schonend und nachsichtig behandelt, Kardinal Woelki dagegen trotz seiner vorbildlichen Präventionsarbeit verteufelt. 

Die Hintergründe der medialen Skandalkampagne gegen Kardinal Woelki

Nach der Veröffentlichung der MHG-Studie im Herbst 2018 setzte eine zweite große Welle der medialen Missbrauchsskandalisierung gegen die Kirche ein. Angesichts der wissenschaftlichen Daten und vergleichsweise niedrigen Zahlen (siehe oben) hätten die deutschen Kirchenoberen gegenüber den Skandalaufbauschungen der Medien kritisch und sachlich reagieren können, sich gleichwohl aber sofort an die Aufarbeitung und Prävention machen sollen, wie Kardinal Woelki das tat.

Doch die damaligen führenden DBK-Bischöfe Marx und Bode machten sich die mediale Skandalisierung zu eigen. Indem sie selbst vom kirchlichen „Missbrauchsskandal“ sprachen und dafür „systemische Ursachen“ erfanden (die nicht in der MHG-Studie aufgeführt waren), missbrauchten sie die schändlichen Taten von einem geringen Klerikeranteil, um das Reformprojekt „Synodaler Weg“ anzustoßen. Die bischöfliche Skandalformel übernahmen dann die meisten Theologen und kirchlichen Medien.

Innerkirchliche Hetze gegen Kardinal Woelki begann mit dem Synodalen Weg

Gegen die Selbstskandalisierung der Kirche durch die Mehrheit der DBK-Bischöfe zum Zwecke von Reformen, die mit Aufarbeitung des Missbrauchs nichts zu tun haben, gab es innerkirchliche Einwände. Fünf deutsche Diözesanbischöfe hatten sich dem kritischen Vorbehalt von Papst Franziskus angeschlossen. Sie lehnten die Richtung des Synodalen Irrwegs samt seiner Skandalbegründung ab, weil der ein „Missbrauch des Missbrauchs“ war. Die Bischöfe Oster, Hanke und Ipolt sowie eine Reihe Weihbischöfe unterstützten den Antrag von Kardinal Woelki und Bischof Voderholzer vom Herbst 2019, den Synodalen Weg im Sinne von Papst Franziskus auf Glaubenserneuerung und Evangelisation auszurichten.

Die Ablehnung der primären Systemveränderung der kirchlichen Struktur und Lehre durch die fünf Diözesanbischöfe rief die Empörung der progressiven Bischöfe hervor. Seither begannen die meisten Synodalen, die kirchlichen Hofmedien und -theologen mit ‚sprungbereiter Feindseligkeit‘ die genannten kritischen Bischöfe als rückwärtsgewandte Bremser und kirchliche Spalter zu denunzieren. Bei der vierten Vollversammlung des Synodalen Wegs im Februar dieses Jahres verteufelten zahlreiche Synodale Bischof Voderholzer als Missbrauchsverharmloser, obwohl er in seinem Redebeitrag klar seinen Widerspruch zur gesetzlichen Abmilderung von Missbrauchsverbrechen der sozialliberalen Koalition von 1973 ausgesagt hatte.

Doch im Fokus der aggressiven kirchlichen Medien stand und steht Kardinal Woelki, den man als Rädelsführer der bischöflichen Protestgruppe ins Visier nahm. Der Münsteraner Kirchenrechtler Prof. Schüller brachte die Gründe für die innerkirchliche Medienkampagne gegen den Kölner Kardinal auf den Punkt: Er vertrete „stockkonservative Positionen“. Insbesondere sein glaubenstreuer Einsatz für die Beibehaltung der kirchlichen Sexualmoral mit dem Schwerpunkt auf Ehe und Familie erregte den Zorn der Synodalen.

Kampagnenbeginn mit einer spekulativen Skandalformel

Auf Hochtouren kam die Medienkampagne Mitte 2020, als das Missbrauchsgutachten zum sexuellen Missbrauch im Erzbistum Köln von der Münchener Kanzlei Westphal, Spilker & Wastl (WSW) fertiggestellt vorlag. Nach einer internen Vorprüfung empfahlen die Berater dem Kardinal, wegen erheblicher Bedenken zu Rechtsfehlern ein Fachgutachten zur „Einhaltung der methodischen Standards“ einzuholen. Damit wurden die beiden Professoren Matthias Jahn, Richter am Oberlandgericht Frankfurt, und Franz Streng, Kriminologe an der Uni Erlangen-Nürnberg beauftragt.

Während der Prüfung konnte das Münchener Gutachten natürlich nicht veröffentlicht werden. Dieser Vorgang führte erneut zu einer über Monate dauernden Skandalwelle. Die Medien unter Führung des Kölner Stadtanzeigers konstruierten die spekulative Skandalformel ohne jeden Realitätsbezug:
Woelki halte das WSW-Gutachten willkürlich unter Verschluss, um Aufklärung zu verhindern, Missbrauch zu vertuschen und sich selbst zu entlasten.

Es war zu erwarten, dass der damalige ZdK-Präsident Thomas Sternberg den Skandalmedien  glaubte und Kardinal Woelkis Verhalten als „katastrophal“ anprangerte. Dass aber Kardinal Marx sich die mediale Skandalformel von dem ‚unter Verschluss gehaltenen Gutachten‘ zu eigen machte und damit auf den ‚bischöflichen Mitbruder‘ einschlug „zum Schaden für die Kirche“, das war niederträchtig und „verlogen“, wie der Kriminologe Christian Pfeiffer urteilte. Auch Bischof Bätzing kritisierte das Verhalten des Kölner Erzbischofs als „Desaster“, gleichzeitig distanzierte er sich von der Unterstellung der Medien, dass der Kardinal willentlich vertuschen statt aufklären würde. x

Im Oktober 2020 kamen die beiden Jura-Professoren in ihrer 20seitigen Methodenbegutachtung zum Ergebnis: Das WSW-Missbrauchsgutachten verfehlt „die Mindeststandards einer juristischen Begutachtung, weil … e) die anwaltlichen Gutachter den zu fordernden objektiven Standpunkt einer wissenschaftlichen Begutachtung an zahlreichen Stellen verlassen, so dass ihre Neutralität und innere Unabhängigkeit in Frage steht.“[1]

 

Ihren eigentlichen Auftrag zur Klärung von Sachfragen überschreite die Münchener Kanzlei an vielen Stellen mit ihrer Tendenz, neben der Aufbereitung von Ermittlungen auch moralische Ankläger und Schuldrichter über die Kirchenverantwortlichen zu spielen.

„Insgesamt ist die Stellungnahme (…) voll von hochgradig subjektiven, moralisch gefärbten Anschuldigungen“, also tendenziös und methodisch fehlerhaft.[2]


Die Medien schwiegen entweder das vernichtende Gutachtenurteil tot oder munkelten, die beiden Professoren steckten mit dem Kardinal unter einer Verschwörungsdecke, um mit einem Gefälligkeitsgutachten Missbrauch zu vertuschen.

Nachdem das Erstgutachten als rechtswidrig und damit unhaltbar nachgewiesen war, gab Kardinal Woelki bei der Kölner Rechtsanwaltskanzlei Björn Gerke ein neues Missbrauchsgutachten in Auftrag. Der im März 2021 veröffentlichte Untersuchungsbericht konzentrierte sich auftragsgemäß auf die rechtliche Prüfung von Pflichtverletzungen nach „wissenschaftlichen Anforderungen“. Der Report wies acht hohen Amtsträgern des Erzbistums Köln 75 Pflichtverletzungen zwischen 1975 und 2018 nach. In der Folge boten die ehemaligen Generalvikare Stefan Heße und Dominik Schwaderlapp Papst Franziskus ihren Rücktritt an. Erzbischof Woelki wurde durch den Report von Pflichtverletzungen entlastet. Gleichwohl blieben die Medien bei der Behauptung, Woelki habe moralisch versagt im Umgang mit Missbrauchsfällen.    

Die „hasserfüllten Angriffe“ gegen den Kardinal gingen unvermindert weiter

Das erklärte ein Mitglied vom Kölner Diözesanpastoralrat. Die Medien ‚Bild‘ und ‚Zeit‘ wollten mit angeblichen Dokumenten aus Woelkis „Aktengiftschrank“ glauben machen, dass der Kardinal gegen vatikanische Richtlinien verstoßen habe. Mit Unterstellungen und Mutmaßungen zu zwei Missbrauchsfällen wurde monatelang ein mediales Kesseltreiben veranstaltet, das seine hetzerische Wirkung in der Meinungsbildung des Publikums nicht verfehlte. Der links-liberale Kirchenrechtler Schüller forderte Woelkis Rücktritt ebenso wie der Kölner Diözesanrat. Der Kölner Erzbischof wandte sich selbst an den Vatikan zur Prüfung der Vorwürfe: Sie waren unbegründet. Auch die mediale Kampagne, der Kardinal hätte mit dem Auftrag zu den drei Studien Geldverschwendung betrieben, verlief im Sande. 

Im Juni 2021 entsandte Papst Franziskus zwei Apostolische Visitatoren ins Erzbistum Köln. Deren Bericht bestätigte das Zweitgutachten: Kardinal Woelki habe bei der Aufarbeitung der Missbrauchsverbrechen nicht rechtswidrig gehandelt. Er habe den Betroffenen gegenüber Zuwendung gezeigt und lasse in der Prävention Entschlossenheit erkennen. Allerdings habe er „in der Kommunikation auch große Fehler gemacht“. Der Papst ordnete für den Kardinal eine viermonatige Auszeit an bis zum März 2022.

Danach betonte er in einem Hirtenbrief: Richtungsweisend für seine weitere Arbeit im Bistum und Aufarbeitung der Missbrauchsfälle sei für ihn „die Perspektive der von Missbrauch Betroffenen und das, was sie erlebt und erlitten hätten, als Kompass für mein Nachdenken und Handeln“. Von nur wenigen Bischöfen ist der notwendige Perspektivwechsel so deutlich vorgetragen wie vom Kölner Kardinal.

Doch Medien und aufgehetzten Kölner Linkskatholiken wollten von diesem ernsthaften Ansatz von Erzbischof Woelki nichts wissen. Tim Kurzbach, Synodaler und Vorsitzender des Diözesanrates forderte, der Kardinal solle im Zusammenhang mit der Missbrauchsaufarbeitung endlich „eigene Fehler“ eingestehen, die er nicht begangen hatte, und „eigenes Versagen“ zugeben, die durch seriöse Prüfungen nicht aufgewiesen waren. Kurzbach und der Mob verlangten den Kopf des Unschuldigen: Woelki sollte endlich seine „Schuld“ übernehmen und dann zurücktreten.

Anfang August 2022 kam Joachim Frank vom Kölner Stadtanzeiger mit einer neuen Sensationsmeldung heraus. Die Bistumsleitung hatte sich von einem PR-Berater Hinweise und Strategien erbeten zum Vorgehen gegenüber der Öffentlichkeit. Eine solche Ratsuche ist bei Politikverantwortlichen durchaus üblich, in diesem Fall angesichts der medialen Hetze umso verständlicher. Der KStA machte daraus eine Skandalmeldung und die ganze Medienmeute heulte wieder auf über mehrere Wochen. Mehrere Gremien und Gruppe des Bistums schlossen sich dem Mediengeschrei an.

Hysterischer Überbietungswettstreit an skandalösen Empörungsformulierungen

Der deutsche Bundesrichter a.D. Thomas Fischer charakterisierte das Aufschaukeln der medialen Skandalmeldungen zum Missbrauch in der Kirche im Allgemeinen und zu der Kampagne gegen Woelki im Besonderen als „Hysterisierung“. Fischer beobachtete, dass die Zeittaktung der Empörungs-Skandalisierungen immer enger wurde. Die Medien suggerierten der Öffentlichkeit, dass in der Bistumsleitung ständig neue Vertuschungen ausgeheckt würden, die die Journalisten aufdecken müssten. Und die interessierte Öffentlichkeit erwartet dann alle paar Wochen neue spektakuläre Enthüllungen. Die Medien würden sich gar nicht mehr um die Darstellung und ggf. Erörterung von Sachverhalten kümmern. Es gehe bei den skandalösen Überbietungskampagnen nur noch um das Aufschaukeln jeweils größerer Abscheu- und Empörungsformulierungen zu den Verantwortlichen mittel der aufgeworfen Skandalkonstrukte. „Bislang geheim gehaltener Bericht aus dem Giftschrank des Erzbistums“ titelte ein Boulevardblatt. Das wähnte sich als Aufklärungsjäger gegen die Kölner „Vertuschungs-Mafia“, bei der dem Kardinal die Rolle des Paten zugwiesen wäre.

Auszeichnung für journalistische Skandalisierungskompetenz …

Genau dieser unerträgliche Skandaljournalismus soll nun durch die Wächterpreisverleihung belobigt und befördert werden. Die Wächterpreisjury ist offenbar so beeindruckt von dem Inhalt der vielen medialen Empörungsberichten, dass sie die konstruierten Skandalmeldungen für Wirklichkeitsbeschreibungen hält und den Boulevardstil der Skandalisierungsprache übernimmt: Joachim Frank habe das Ziel gehabt, „diesen skandalträchtigen Sumpf trocken zu legen“.

Hoch angerechnet wird dem Preisträger, dass er seine Recherchen „in einem schwierigen Umfeld“ betrieben habe. Das ist wohl der größte Witz bei dieser Preisbegründung, den Schwarmjournalismus bei einem medialen Kesseltreiben als „schwieriges Umfeld“ darzustellen. Schließlich wird die „überragende journalistische Kompetenz und Hartnäckigkeit“ Franks gerühmt. Diese Eigenschaften mögen zutreffen. Aber wofür hat der Träger sie eingesetzt? 

Joachim Frank hatte schon vor zehn Jahren eine Skandalkampagne gegen kirchliche Einrichtungen inszeniert. Damals bewies er auf „überragende“ Weise, wie er allein aufgrund von klinikinternen Kolportagen eine Rufmordkampagne gegen zwei katholische Krankenhäuser orchestrieren konnte. Als den beiden Kliniken nach einer Woche vom nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerium bescheinigt wurde, dass ihnen keinerlei Pflichtverletzungen vorzuwerfen seien, lenkte Frank die inzwischen medial erzeugt, aber völlig haltlose Empörung geschickt auf die kirchliche Sexuallehre und deren Verteidiger, den „reaktionären“ Kardinal Meisner. Dieses Nachschieben von weiteren Skandalkonstrukten und damit das Perpetuieren einer Kampagne hatte damals schon die Wächterpreisjury imponiert. Sie kürte Frank zum Preisträger. Die „journalistische Kompetenz“ zur Skandalerzeugung hat Frank inzwischen ausgebaut, indem er gegen Kardinal Woelki in den letzten vier Jahren eine ganze Kette von Kampagnen schmiedete. Das macht ihn in den Augen der Jury wohl erneut preiswürdig.

… aber ein unwürdiger Preisträger nach den berufsethischen Regeln des Pressekodex‘

Unter dem Gesichtspunkt der journalistischen Berufsethik dürfte Frank diesen Preis nie erhalten. Der Pressekodex schreibt; „Die Achtung vor der Wahrheit und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit ist oberstes Gebot der Presse.“. Doch was Frank mit seinem Skandalisieren und Aufbauschen fabriziert, mit Weglassen von wesentlichen Informationen, Unterstellungen und Einseitigkeiten, entspricht nicht der wahrheitsgemäßen Darstellung einer komplexen Wirklichkeit. So konnte die Skandalformel vom ‚Unterverschlusshalten‘ des WSW-Gutachtens nur verfangen, weil Bischofs Woelkis methodische Rechtsbedenken sowie der Auftrag und Inhalt des wissenschaftlichen Rechtsgutachtens komplett totgeschwiegen wurden.

Weiterhin fordern die publizistischen Grundregeln von den Journalisten, die Positionen von Objektivität, Neutralität und Unabhängigkeit anstreben.

Joachim Frank mag zu anderen gesellschaftlichen Bereichen guten Journalismus abliefern – zur katholischen Kirche macht er das definitiv nicht. Denn der Theologe und Ex-Priester ist in kirchlichen Fragen ein links-liberaler Eiferer. Er schreibt ‚cum ira et studio‘, also mit Zorn und zelotischem Eifer. Nicht erst als Mitglied im ZdK ist er ein Aktivist für den Synodalen Weg. Mit dieser Haltung ist seine kirchenpolitische Feindschaft gegen die bischöflichen Kritiker des Synodalen Wegs vorgezeichnet.

Franks Berichterstattung zu kirchlichen Themen ist zumeist parteiisch und nicht unabhängig – entgegen dem Logo des Kölner Stadtanzeigers sowie dem Pflichtauftrag der Tagespresse. Er
• bemüht sich nicht um Neutralität im kirchlichen Richtungsstreit,
• informiert die Leser nicht mit der gebotenen Ausgewogenheit über die Argumentationen der ´anderen Seite
• Frank bietet dem Lesepublikum keine objektiven Informationen über kirchliche Angelegenheiten.
   Seine "journalistische Kompetenz" gebraucht er in diesem Fall für in der Sache vielfach hetzerische Artikel
   sowie die Aneinanderreihung von Skandalkampagnen gegen Kardinal Woelki, weil der ein führender Kritiker des Synodalen Wegs ist.

Lobpreisrede auf  journalistische Kompetenz

Bei der Preisverleihung am 20. Juni im Frankfurter Kaisersaal hat Christian Wulff  die Festrede gehalten. Man durfte  gespannt sein, wie der den Frank’schen Kampagnenjournalismus bewerten würde. Der Ex-Bundespräsident war im Frühjahr 2014 selbst das Opfer einer hetzerischen Skandalisierungskampagne geworden, insbesondere durch ‚Bild‘ und ‚stern‘. Nach seinem gerichtlichen Freispruch kritisierte er damals das „Jagdfieber“ und die „zerstörerische Häme“ der Medien.

Bei seiner Preisrede  hat er die auf der Hand liegende Parallele zwischen der damaligen jagdfieberartigen medialen Beschuldigungskampagne gegen ihn und der hysterischen Erregungskampagne der Medien gegen Kardinal Woelki  nicht aufgezeigt?
Als er die Einladung für die Preisrede in Frankfurt annahm, hat er stillschweigend die Verpflichtung übernommen, ein Loblied auf die Medien zu singen. Das tat er am Dienstagabend, indem er die Wichtigkeit der Tagespresse für den gesellschaftlichen Zusammenhalt betonte. Die drei Preisträger lobte er mit Allgemeinformeln von Engagement und Kompetenz.

Seine Aussage zu Joachim Frank: Er habe sich "mit dem Erzbistum Köln angelegt", kann man allerdings auch als kritische Wendung gegen den eifernden Kampagnenjournalismus des Preisträgers lesen.

Weiterhin gab Wulff allen Medienleuten einen selbstkritischen Rat mit auf den Weg: "Nicht jeder kritische Hinweis (auf Journalisten und Medien) darf als Angriff auf die Pressefreiheit verstanden werden." Diese Warnung ist offensichtlich auf Joachim Frank gemünzt. Der machte genau das bei der Dankrede zu seiner letzten Preisverleihung 2014: Die Kritik an seinem Skandal- und Kampagnenjournalismus bauschte er sichtlich genervt zu einem Angriff auf die Pressefreiheit allgemein auf.

Leider hat Wulff bei dem anstehenden Thema ‚Missbrauch‘ die Gelegenheit nicht wahrgenommen, auf die „Kinderschutzkatastrophe“ in Deutschland (J.Röhrig) hinzuweisen? Auf die Tatsache,
dass an jedem Tag (auch an dem Tag der Preisrede) 48 Kinder außerhalb des kirchlichen Kontextes missbraucht werden, dass insgesamt 1 Million Minderjährige als Missbrauchsopfer unter uns leben,
dass in jeder Schulklasse ein bis zwei missbrauchte Kinder sitzen.
 Als ehemaliger Bundespräsident hätte Wulff mit diesen erschütternden Daten die Öffentlichkeit aufrütteln und insbesondere die Medien auffordern können, den verbreiteten Missbrauch in allen gesellschaftlichen Institutionen mit Kinder- und Jugendkontakten energisch aufzudecken und zu bekämpfen? Das wäre eine echte Aufgabe und Herausforderung für das „Wächteramt der Tagespresse“.

Aber darauf hat sich Wulff nicht eingelassen. Denn dann hätte er die gesamten Medien dafür kritisieren müssen, dass sie mit dem Tunnelblick auf kirchliche Missbrauchsfälle von der gesamtgesellschaftlichen Dimension des Missbrauchs abzulenken. Die mediale Fokussierung auf Übergriffe in der Kirche hat einen „gewissen Sündenbock-Charakter“, wie der ehemalige Bundesrichter Thomas Fischer diagnostizierte. Durch die Belastung der Kirche werden alle anderen gesellschaftlichen Bereiche entlastet. Die selbstgerecht-verlogene Position der Medien lautet: „hier der scheinbar große Bösewicht, auf der anderen Seite lauter Ohnmächtige und Opfervertreter“ (vgl. kath.net 15.2.2021).

Die Festansprache von Christian Wulff zur Ehre des schon mehrfach ausgezeichneten Skandaljournalisten Joachim Frank hatte einen ähnlichen Duktus wie die Lobreden auf den vielfach preisgekrönten VorSPIEGELer Class-Hendrik Relotius. Auch zu dessen Geschichten erfundener Wahrheiten wurde die „Hartnäckigkeit“ der (vermeintlichen) Recherche sowie die „hervorragende journalistische Kompetenz“ herausgestellt - wie bei Franks konstruierten Skandalberichten, die in der Tendenz nicht der Wahrheit und Wirklichkeit entsprechen.    

Hubert Hecker

 



[1] Gutachten zu Fragen der Einhaltung methodischer Standards (zu dem Kölner WSW-Gutachten), von Prof. Matthias Jahn und Prof. Franz Streng, 16. 10. 2020, S. 22

[2] Ebenda S. 21