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                                                                             6. Januar 2025

Biberpelze der Häuptlinge für das Jesuskind

Seit 2021 berichten auch die deutschen Medien über die kanadischen Internatsschulen, in denen seit 1880 die Kinder der Indigenen einer kolonialistischen Zwangsbeschulung unterworfen waren. Die meisten medialen Berichte einschließlich von kirchlichen Pressemeldungen enthalten jedoch die Falschmeldung sowie tendenziöse Kommentare, dass die katholischen Schulträger die Hauptverantwortlichen für die sprachliche und kulturelle Entwurzelung der Indianerkinder gewesen wären. So schrieb die Seite katholisch.de am 21.1.2022 von konfessionell geführten Internaten als „Umerziehungslagern“, bei denen die kanadische Regierung weggeschaut hätte, als die Kinder ihrer kulturellen Identität beraubt wurden.  Auch die FAZ hat sich diesem falschen Narrativ in einem Bericht über einen Dokumentarfilm angeschlossen.

 

Der folgende abgedruckte Leserbrief stellt dazu einiges richtig: 

In dem Artikel: „Mehr als 1000 Grabstellen ohne Namen“ (FAZ 10.12.2024) heißt es: „Die Zerstörung indigener Kulturen und Traditionen“ sei geschehen „durch die katholische Kirche und Politiker, die dies sanktionierten“. In Kanada war seit 1880 primär die säkulare Politik verantwortlich für die staatlich verordneten, finanzierten und kontrollierten Internatsschulen, in denen unter anderem katholische Missionsgesellschaften den Kindern der Indigenen ihre Kultur und Sprache austrieben. Dieser Ansatz stand konträr zu den katholischen Missionsbemühungen im Nordamerika des 18. Jahrhunderts. Zahlreiche französische Jesuiten-Missionare lernten die Sprache der Indianerstämme, manche verfassten Studien oder Wörterbücher, um das Evangelium in deren Muttersprache zu verkünden. Ähnlich wie bei der Germanenmission im 9. Jahrhundert verknüpften sie indianische Traditionen und religiösen Vorstellungen mit der mystischen Dimension und Symbolik der katholischen Kirche, etwa in den Gestalten der Heiligen. Die Weihnachtsgeschichte des Jean de Brébeuf war an die indianische Lebenswelt angepasst: Statt Hirten sind Jäger auf dem Felde, Gott wird als der Große Manitou angerufen und statt der drei Könige bringen Häuptlinge Biberpelze und Fuchsfelle als Geschenke zum Jesuskind. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts traten katholische Missionare in Wisconsin als Anwälte der Indianer gegen die siedlerkolonialistischen Bestrebungen der amerikanischen Regierung auf. Während in den USA bei frei gegründeten Schulen die Ordensgeistliche die Sprache etwa der Lakota-Indianer im heutigen South Dakota förderten, wurden in Kanada katholische und protestantische Schulträger bei Strafe des Lizenzentzugs gezwungen, Sprache und Kultur der Indigenen zu unterdrücken. 

Hubert Hecker