Der Himmel über Lothringen - 15.Juli 2020
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Sich an der eigenen Nase fassen...
In der ersten Ausgabe dieser Kolummne vom 20. Juni 2020 hatte ich die Ersetzung des christlichen Bekenntnisglaubens durch eine Ideologie aufgezeigt, die als "Moralistisch Therapeutischer Deismus", kurz "MTD", umschrieben werden kann.
Man darf sich nun Gedanken machen, wie es zur Verbreitung des MTD innerhalb der katholischen Strukturen gekommen ist, und bei entsprechender Recherche wird man sehr schnell auf jene "Agenten von oben" stoßen, die den meisten, denen der Glaubensverfall zu Herzen geht, bereits bekannt sind: Die Sympathisanten der revolutionären Freimaurerei und später auch des Kulturmarxismus, sowie deren entsprechende Netzwerke innerhalb der Kirche. Diese hatten es spätestens kurz vor dem 2. Vatikanischen Konzil bis in die höchsten Ränge der vatikanischen Dikasterien geschaff. Die Geschichte dieser 'Unterminierung' des Glaubens durch entsprechende kirchenfeindliche Netzwerke reicht mindestens bis in die Zeit der Aufklärung zurück. Das alles ist gut zu wissen. Dieses Wissen per se nützt aber nichts, weil das Geschehene nicht gegen den Willen aller jener rückgänging zu machen ist, die diese Agenda gerne umgesetzt haben wollen. Der Zustand der Kirche kann nicht wirklich den "Agenten" der Freimaurerei oder des Kommunismus geschuldet sein, sondern nur dem Willen oder wenigstens der Nachlässigkeit der Päpste, fast aller Bischöfe, sowie der überwiegenden Mehrheit der Laien.
Ich denke, dass es angesichts der rasanten Abwärtsbewegung innerhalb der offiziellen katholischen Strukturen, immer wichtiger wird, sich als selbsternannter 'Glaubensretter' - zu denen ich mich selbst auch zähle - darüber bewusst zu werden, wie das eigene Selbstverständnis zu dieser Abwärtsentwicklung mit beiträgt: Man kann ja nur das ändern, was man selbst zu verantworten hat.
Ich behaupte nun: Wenn ein Katholik die "Agenda von oben" nicht durchschaut und sich selbst als "konservativ" bezeichnet, spielt er das Spiel der Zerstörer mit, und hat bereits den katholischen Glauben zur Dispositon gestellt. (1) Dies mag auf den ersten Anschein übertrieben klingen, aber es ist leicht nachzuweisen, dass katholischer "Konservatismus" bereits auf der politischen Ebene dafür sorgt, dass vom "zu Konservierenden" irgendwann nichts mehr übrig bleibt. So ein typischer "konservativer" Katholik ist z.B. Herr Norbert Geis von der CDU, der angesichts der damaligen Wahl von Herrn Gauck zum Bundespräsidenten tatsächlich verlangt hat, dass dieser sich endlich von seiner rechtmäßigen Ehefrau scheiden lässt(2), um seine 'Lebensgefährtin' heiraten zu können, damit das Ansehen des Amts 'nicht beschädigt' würde, wenn ein Bundespräsident mit einer Frau an seiner Seite auftritt, mit der er nicht 'verheiratet' ist. Wen verwundert es dann, dass "konservative" Kritik am 'progressistischen' einordnende ZDK ins Leere greift, wenn dieses z.B. für die Zulassung sogenannter 'Wiederverheirateter' zu den Sakramenten wirbt! Es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis der Konservative, der progressistischen Agenda nachgeben wird: Wo sich früher der sogenannte Konservative vehement gegen Abtreibung als objektives Übel ausgesprochen hat, wird er heute eher kleinlaut zugeben, dass es seine "persönliche Überzeugung" ist, die er aber "niemanden aufzwingen" will. Genauso gibt es mehr und mehr sich als 'konservativ' bezeichnende Christen, die die 'Homoehe' als geringeres Übel akzeptieren, weil die ja 'auch' irgendetwas mit "Liebe und Verantwortung" zu tun hat. 'Konservative' haben die Tendenz sich mit der gegebenen Verbreitung der moralischen Verwahrlosung ihres Umfelds soweit zu arrangieren, dass sie nur noch versuchen, diese Verwahrlosung wenigstens einzuhegen: Wenn schon Unzucht, dann aber wenigstens Unzucht mit Trauschein...
Vielleicht ist es gar nicht die "Schwäche" der Guten, die - wie Pius XII. sagte - das Böse eher befördert als das Böse selbst es könnte, sondern deren Naivität und Gutgläubigkeit. Wer sich als 'konservativ' einordnet, stellt sich in der Regel die falsche Frage: nämlich danach "wo das irgendwann enden wird, wenn man den nächsten Schritt nicht verhindert". Die Bekämpfung der Symptome der Krankheit ist solchen Konservativen meist wichtiger, als das Aufzeigen der giftigen Wurzel des Übels, deren Entfernung leider nicht immer in der eigenen Macht steht. Die richtige Frage aber wäre: "Wo hat das alles einmal begonnen?"
Ich will ehrliches Engagement für den Glauben damit nicht aburteilen. Wir sind aber alle "Kinder des Aktivismus": Unser verzweifeltes Herumdoktorn an den immer deutlicheren Verfalls-Symptomen in Kirche und Gesellschaft gibt uns wenigstens das Gefühl, irgendwie doch noch etwas zum Guten "bewirken" zu können. Dafür lassen wir uns gerne in den revolutionären Prozess der Umwertung aller Werte einbinden, den wir entweder nicht richtig durchschauen oder auch gar nicht richtig durchschauen wollen, weil uns das, was da zutage kommen könnte, vielleicht seelisch überfordern würde.
Es ist aber unser Sich-Einbinden-Lassen in die revolutionäre Agenda der Glaubenszerstörer, das hinterfragt werden muss. Denn wer verzweifelt an der Gemeinschaft mit jenen festhält, die den Irrweg partout wollen, der wird den gewollten Lauf der Dinge vielleicht etwas hemmen, aber nicht aufhalten können. Indem er nicht loslässt, um seine Energie besser in den Aufbau von parallelen Strukturen zu investieren, in denen der integrale Glaube wirklich überleben könnte, sondern sich lieber als ewige Antithese der Revolution verhegeln lässt, kann er je nach eigener Einsicht ub die Zusammmenhänge durchaus selbstam gewollten Glaubensabbau der "Agenten von oben" mitschuldig werden.
Ich möchte deshalb zum Abschluss dieses Artikels die 'konservative' Geisteshaltung doch noch an einem konkreten Beispiel innerhalb der konservativ-progressistischen Debatte um den katholischen Glauben illustrieren:
Angesichts der der Corona-Krise geschuldeten Hygieneauflagen der DBK, versammelt sich anscheinend eine 'konservative' Front, die dezidiert für die vermeintlich 'hygienischere' Handkommunion eintritt: Zuerst ist mit Bischof Voderholzer ein Vertreter der konservativen Schrumpf-Fraktion innerhalb der Bischofskonferenz vorangeprescht, der sich ausgerechnet an Fronleichnam bei seinen 'konservativen' Gläubigen dafür bedankt hat, dass diese doch zugunsten der erst seit fünfzig Jahren bekannten Handkommunion großzügig auf den ihnen so lieben, seit vielen Jahrhunderten tradierten katholischen Kommunionsritus verzichten. Auch die Handkommunion könne ja durchaus 'würdig' sein, zumal sie ja kirchlich sanktioniert wäre. Ich habe mich bereits an andererer Stelle bereits zur Problematik dieser bischöflichen Aussage geäußert (3), aber Dr. Helmut Hoping hat in der Deutschen Tagespost vom 18.06.20 dazu noch nachgelegt, indem er minutiös die "würdige(n)" Form(en) der Handkommunion von den weniger würdigen und ganz unwürdigen abgegrenzt hat (4).
Die Argumente sowohl von Bischof Voderholzer, wie von Dr. Hoping für den Verzicht auf die Mundkommunion sind leider derart fadenscheinig, dass man fast meinen könnte, dass die Corona-Auflagen, den wenigen noch Konservativen des öffiziösen Katholizismus schlicht eine Gelegenheit verschafft haben, einem auf ihnen lastenden immer größeren Druck des übermächtig werdenden Progressismus endlich einmal guten Gewissens nachgeben zu können.
Ihre Verteidigung des eigenen Rückzugs erinnert dabei arg an einen Traditionalisten-Witz der im Jahr 2007 kursierte, als Papst Benedikt das altehrwürdige römische Messbuch Pius V., ziemlich eigenmächtig zur "außerordentlichen" Form des römischen Ritus umdeutete, bevor er es der postkatholischen Kirche des Konzil wieder zu zelebrieren erlaubte. Außer dem "ordentlichen" und dem "außerordentlichen" Ritus gäbe es in der Konzilskirche - so wurde gespöttelt - ja noch mindestens zwei weitere sehr verbreitete Formen des römischen Ritus, nämlich den "unordentlichen" und den "außerordentlich unordentlichen".
Kerstin Brosei
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(1) ... und bin selbstverständlich auch bereit mich der persönlichen Debatte darüber zu stellen. Man kann sich dazu über die E-mail Adresse im Impressum dieser Website mit der Bitte um Weiterleitung an mich wenden.
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Norbert_Geis#Ehe_und_Familie (abgerufen am 27.06.2020)
(3) Siehe Artikel "Faule Früchte?", der am . .2020 auf katholikenkreis.de veröffentlicht wurde.
(4) Artikel "Für eine Kultur der Handkommunion", Deutsche Tagespost vom 18.06.2020