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Der Impfverweigerer als Sünder

 Wie die deutsche Amtskirche eine neue Sünde erfindet

  

    Die Amtskirche hat in ihren offiziellen Stellungnahmen zu der Coronakrise der Regierung öffentlich keine Fragen gestellt, zu denen sie angesichts der vielen widersprüchlichen regierungsamtlichen Äußerungen, umstrittenen Maßnahmen und eines intransparenten Zahlenwerks verpflichtet gewesen wäre. Sie hat, was noch schwerer wiegt, nicht einmal Zurückhaltung geübt in ihrer wohlwollenden Bewertung der staatlichen Verordnungen, was angesichts der unterschiedlichen Meinungen aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen – die von der Politik nicht favorisierten Meinungen kamen in der Regel in den offiziösen Medien nicht zur Sprache oder wurden und werden abqualifiziert -, zu der Effizienz, Notwendigkeit und Angemessenheit der Maßnahmen, mindestens die Klugheit geboten hätte. Die Amtskirche hat vielmehr und sie ist von diesem Weg bisher nicht abgewichen, in geradezu anbiedernder Art die verordneten Maßnahmen begrüßt. Wer hat denn außer der altrituellen Gemeinde Phillip Neri in Berlin gewagt das Gericht anzurufen, als die Kirchen Ostern 2020 verschlossen blieben? Die Amtskirche hat sich hier als willfähriger Vollstrecker der umstrittenen Verordnungen erwiesen. 

    Der Impfappell des Vorsitzenden der DBK Bischof Dr. Bätzing[1] vom Sommer des letzten Jahres „Sich auch impfen zu lassen, ist auch Ausdruck von Solidarität und Nächstenliebe“ war nicht nur ein intellektuelles Desaster, sondern auch ein ethisch - moralischer Sündenfall. Ein intellektuelles Armutszeugnis, weil die Struktur empirischer Wissenschaften schlichtweg nicht beachtet wurde´´´´, insbesondere, da schon abgesehen von der Impfung die empirische Basis der Corona - Maßnahmen fragwürdig war und ist. Vielleicht ist dem DBK Vorsitzenden auch nicht bekannt, dass die Aussagen empirischer Wissenschaften, zu der auch die Medizin gehört, vorläufig und irrtumsanfällig sind. Die derzeitigen Kenntnisse über den Nutzen der von ihm beworbenen Impfung sind der beste Beleg für die Vorläufigkeit der Ergebnisse empirischer Wissenschaften. Die Impfung schützt nicht nur nicht vor der Infektion oder einem schweren Krankheitsverlauf, sodass mittlerweile weitere Impfungen (Booster) von der Politik als absolut notwendig kommuniziert werden, sondern sie scheint sogar einen negativen Effekt auf die Infektion mit der Omikron Variante zu haben. Der Fachterminus Boostern gleich Stärkung der Immunität erhält hier eine ganz neue, eine gegenteilige Bedeutung im Sinne einer „Auffrischung“ der Infektion mit einer Virusvariante.

    Der Impfappell des Bischofs vom Sommer ist offenkundig bar jeder ethischen Überlegung.  Zuerst ist jeder “Impfwerber“, auch der bischöfliche, ohne jede Frage verpflichtet, sich über Risiken und Nutzen eines medizinischen Eingriffs zu informieren, umso mehr es sich hier um einen präventiven Eingriff bei Gesunden handelt. Es ist schlechthin ethisch unvertretbar die Werbetrommel für eine Therapie zu rühren, über deren mittel – und langfristige Schäden man keine Kenntnis haben kann, weil sie erst prospektiv erfasst werden können. Worüber man aber nichts wissen kann oder nichts weiß, darüber sollte man besser schweigen oder sein Unwissen eingestehen. Über die kurzfristigen Nebenwirkungen aber, u. a. schwerwiegende dauerhafte Gesundheitsschäden und Todesfälle hätte man auch schon im Sommer, ein halbes Jahr nach Beginn der Impfkampagne in Deutschland hinreichende Kenntnisse[2] haben können, wenn man sie denn gewollt hätte.  Der Impfappell des Bischofs war im Wortlaut ähnlich dem der Bundeskanzlerin Merkel[3]. Dr. Bätzing beließ es aber nicht bei den Worten von Frau Merkel, sondern begründete die Impfung noch mit dem Gebot der Nächstenliebe. Mit dem Impfappell hat der Vorsitzende der DBK das Gebot der Nächstenliebe missbraucht, entweder aus selbstverschuldeter Uninformiertheit oder als willfähriger Propagandist der regierungsamtlichen Agenda.

    Nach dem regierungsamtlichen Narrativ bringt die Impfung die endgültige Erlösung von der pandemischen Plage. Auch wenn - nach offizieller Lesart - wider Erwarten die Errettung auf sich warten lässt, die Impfungen offensichtlich die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen, wird nun die Impfpflicht von der Regierung angedroht. Hier ist unschwer ein Muster der Eskalation zu erkennen. Zielte die Regierung zunächst auf die (von ihr) Verängstigten und sprach von einem Impfangebot, waren dann die Impfmüden die Zielgruppe, pejorativ gemeint die Leichtsinnigen, denen sie dringend die Impfung empfahl, so droht sie nun schließlich den Skeptischen und Kritischen, die sie als uneinsichtige radikale Minderheit diffamiert, mit der Impfpflicht, faktisch mit einem Impfzwang. Aktuell bemüht sie für die massiven Einschränkungen durchaus passend das Bild des „Belagerungszustandes“, der nur mit einer Impfpflicht beendet werden könne. Mit der Impfpflicht missachtet das Robert Koch Institut als ausführende Behörde der Regierung, das Grundgesetz[4] und die eigenen hehren Grundsätze, die anlässlich einer Einweihungsfeier[5] „Erinnerungszeichen Robert Koch Institut-mit offenen Augen, Das RKI in der Zeit des Nationalsozialismus“ erklärt wurden: “Für das Übertreten humanistischer Grundsätze, für die Verletzung der Würde und der körperlichen Unversehrtheit des Menschen gab es und gibt es zu keiner Zeit der Welt eine Rechtfertigung. Dies gilt auch, wenn eine Mehrheit oder politische Führung ein solches Verhalten toleriert oder fordert.“

    In der gegenwärtigen Diskussion um die Impfpflicht leisten nun auch Vertreter der Amtskirche dem Staat wieder propagandistische Schützenhilfe. Auch diese bedienen sich dem Muster der verbalen Eskalation. So diffamiert und stigmatisiert der Bischof von Rottenburg - Stuttgart die Ungeimpften[6]. Die Impfverweigerer nähmen nicht nur für sich in Kauf zu erkranken, sondern würden den eigentlichen Schaden den Schwächsten zufügen. "Unvernünftige und Uneinsichtige" raubten Kindern eine unbeschwerte Kindheit und älteren Menschen "die letzten Jahre". Christen könnten nicht tatenlos zusehen: "Querdenkern kann unser 'Hosanna' nicht gelten", so der Bischof. Der Erzbischof von München und Freising, der offen für eine Impfpflicht ist, verkündet seine staatstreue Botschaft geschickter als der Rottenburger Bischof. Zunächst beschimpft er die Impfverweigerer. Laut einer Pressemeldung[7] äußerte er sich "schockiert" über "diese ungute Mixtur" aggressiver Impfgegner und Corona-Leugner, "aufgepeitscht durch Fake News, Verschwörungstheoretiker und Populisten". Dann gibt er sich vereinnahmend: „Deshalb müsse man in dieser schwierigen Frage gut differenzieren und Positionen verbinden. Menschen dürften nicht pauschal verurteilt werden“. Auch der Bischof von Dresden - Meißen[8] hat keine Bedenken gegen die Impfpflicht. „Ich sehe, dass der Staat im Moment noch mit dem milden Mittel der Überzeugung versucht, die Verantwortung beim Einzelnen zu belassen“, sagte er einer Zeitung“. Er halte es „ethisch aber für vertretbar, eine Impfpflicht einzuführen“. Die Verantwortung möchte er aber offensichtlich nicht übernehmen, sondern schiebt sie auf die Ethikkommission des Bistums. Denn sie spreche sich „uneingeschränkt für eine Impfung aus“.

    Bei der Mobilmachung für die Impfpflicht bedarf es neben der sprachlichen Eskalation auch zusätzlicher Begründungen. Wurde die Impfempfehlung von dem DBK Vorsitzenden im Appell vom Sommer noch mit der Solidarität und Nächstenliebe begründet, so wird nun für die Impfpflicht noch die Gerechtigkeit in Anspruch genommen. So hat der Ständige Rat der DBK[9] kürzlich alle Deutschen zum Impfen aufgerufen: „Impfen ist in dieser Pandemie eine Verpflichtung aus Gerechtigkeit, Solidarität und Nächstenliebe“. Wenn Gerechtigkeit das ist, was einem aufgrund des Menschseins zusteht, dann kann der Impfzwang nicht mit Gerechtigkeit begründet werden. Die Frage zu stellen, ob es einem zusteht, also gerecht ist, sich einer z.T. bekannten und z.T. unbekannten Gefahr durch die Impfung auszusetzen ohne sicheren Nutzen, weil andere diese Risiken eingehen, sei es aus Angst vor der Erkrankung, sei es aus Opportunität oder schlichtweg durch Verlust des die Existenz sichernden Arbeitsplatzes, also durch faktischen Zwang, oder ob es gerecht ist, sich diesen Gefahren auszusetzen, um die fiktive Gesundheit der Allgemeinheit zu schützen, zeigt die Unhaltbarkeit der Begründung. Die Behauptung, diese fiktive Gesundheit sei ein höheres Rechtsgut als die Autonomie des Einzelnen, die freie Entscheidung für oder gegen die Impfung und damit die Unversehrtheit des Einzelnen, könnte nicht einmal utilitaristisch begründet werden, da eine utilitaristische Bilanzierung bei der Unwissenheit über die Zukunft nicht möglich ist. Der Staat hat bestenfalls eine Aufklärungspflicht oder Aufklärungsfunktion über die Erkrankung und geeignete Maßnahmen. Dabei darf er aber nicht durch Nudging und Propaganda die Aufklärungsfunktion missbrauchen, d.h. nur vermeintlich aufklären. Beides sind verdeckte Aktionen, um den Bürger von diesem selbst in der Regel nicht bemerkt, dorthin zu bringen, wo er ihn haben möchte, schlechthin ihn zu manipulieren.

    Dass man an der Eskalationsschraube noch weiterdrehen kann, zeigt der Domdekan von Paderborn[10] und bedient damit nicht ungeschickt zugleich katholisches Glaubensgut und die „Neue Mission“ der „Neuen Kirche“, nämlich die Rettung der Schöpfung: ,„… an dieser Stelle ist es ein Wunder, dass so eine Weisheit Menschen erfüllt hat, dass Impfstoffe entwickelt werden können. Und es ist ja fast eine Sünde, sich dann dieser Impfstoffe zu verweigern, ein Versündigen an der Schöpfung“, erklärt er im Domradio.  Man sollte dem Domdekan und den anderen kirchlichen Propagandisten die Frage stellen, was sie wohl denjenigen antworten würden, die einen Angehörigen durch die Impfung verloren haben, z.B. Eltern, deren Kind durch die Impfung verstorben ist, wobei Kinder von einer schweren Corona - Infektion so gut wie nicht betroffen sind. Wenn die Befragten Mut zur Wahrheit hätten, müssten sie bekennen, dass sie die Begriffe Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Sünde missbraucht haben, und wenn ihre Empfehlung zur Impfung die Entscheidung des einen oder anderen beeinflusst hätte und diese Entscheidung fatale Folgen hätte, so hätten sie auch Schuld auf sich geladen, sei es mit oder ohne Absicht. Sie müssten bekennen selbst gesündigt zu haben. Dieses zu bekennen, würde aber auch voraussetzen, dass sie erkennen, gefangen zu sein in einem Gewebe politischer Korrektheiten, verstrickt zu sein in politische Opportunitäten und die (Amts)kirche der Politik dienstbar gemacht zu haben, allerdings eine Kirche, die nach den Worten des Vorsitzenden der DBK keine katholische Kirche mehr sein soll und nach seinem Handeln auch keine katholische Kirche mehr ist.

Prof. Dr. med. Eberhard Gross

 

 

 



[1] Weilburger Tageblatt 3.8.2021

[2]  Paul – Ehrlich – Institut, Datenbank mit Verdachtsfällen von Impfkomplikationen, der letzte Sicherheitsbericht datiert vom September 2021, VAERS https://vaers.hhs gov., WHO Datenbank Universität Uppsala u.a.

[3] Tagesschau. de 13.7.2021 Frau Merkel nach dem Besuch des RKI: „Wir wollen alle unsere Normalität zurück“…“. „Doch die erhalten wir nicht allein, sondern nur durch Zusammenarbeit zurück.“ Weiter sagte sie, eine Impfung schütze nicht nur vor schwerer Krankheit und Schmerz, sondern auch vor den Beschränkungen des Alltags. Die Kanzlerin bat alle, die bereits von der Corona-Impfung überzeugt seien, andere dafür zu gewinnen: „Wir brauchen einander und können nur gemeinsam diese Pandemie überwinden“.

[4] GG Artikel 2 (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.

[5] Einweihung des Erinnerungszeichens am 29. März 2011 In der Erklärung heißt es weiter: „Die wichtigste Lehre aus dieser Vergangenheit des RKI ist, dass jeder Einzelne Rückgrat beweisen muss. Diskriminierung und emotionale Verrohung, unmenschliches Vorgehen, Schutz von Tätern oder eine Unterscheidung in wertvolle und weniger wertvolle Menschen dürfen wir nie hinnehmen. In diesem Sinne soll dieses Erinnerungszeichen „Mit offenen Augen“ einen Anstoß liefern für die kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und für eine Zukunft in einem humanistischen Wertesystem.“

[6] Sonntagsblatt Evangelisch zum 1. Adventssonntag

[7] Kath.de 3.12.2021

[8] Der Sonntag Wochenzeitung für die Evangelisch – Lutherische Landeskirche Sachsen 22.11.2021

[9]  Vatican News 22.11.21

[10]  Domradio 16.12.21