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Fronleichnam 2021

 

Die katholische Kirche bekennt am Fronleichnamsfest einen für sie wesentlichen Glaubensinhalt – und das in aller Öffentlichkeit.

Der Glaubensinhalt ist an sich menschlich unfassbar: Jesus Christus ist gegenwärtig: für unsere Augen sichtbar. Anscheinend nehmen viele Kirchenvertreter diese Glaubenswahrheit nicht mehr so ganz ernst. Viele Gläubige kennen nicht mehr die Warnung des Heiligen Paulus im Korintherbrief.

Zu dieser Glaubenswahrheit eine Erörterung des bekannten Kirchenrechtlers Professor Dr. Georg May.

 

Die Trans­sub­stan­tia­tion

Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes. Amen.

Geliebte im Herrn!

In der Nacht, in der er ver­ra­ten wurde, setzte unser Erlö­ser wäh­rend des letz­ten Abend­mah­les das eucha­ris­ti­sche Opfer sei­nes Lei­bes und Blu­tes ein. Der Herr nahm Brot, brach es und gab es den Jün­gern mit den Wor­ten: Neh­met hin und esset; das ist mein Leib. Und er nahm einen Kelch, sagte Dank, gab ihn ihnen und sprach: Trin­ket alle dar­aus. Denn dies ist mein Blut des Bun­des, das für viele ver­gos­sen wird zur Ver­ge­bung der Sün­den. Dies geschah, um das Kreu­zes­op­fer (das bevor­stand) im Ablauf der Zei­ten bis zu sei­ner Wie­der­kunft fort­zu­set­zen. Darum sprach der Herr zu sei­nen Jün­gern: Tut dies zu mei­nem Gedächt­nis.

Die Eucha­ris­tie ist das Sakra­ment des wah­ren Lei­bes und Blu­tes Christi unter den Gestal­ten von Brot und Wein zum Genuss für die Gläu­bi­gen und als Opfer der Kir­che. Kraft der Wand­lungs­worte ist unter der Gestalt des Bro­tes nur der Leib und unter der Gestalt des Wei­nes nur das Blut Christi gegen­wär­tig. Aber ver­möge der natür­li­chen und über­na­tür­li­chen Ver­bin­dung aller Wesens­teile ist der ganze Chris­tus unter jeder Gestalt zuge­gen. Wo der Leib und das Blut des Herrn ist, da ist auch die Seele des Herrn, und wo die Seele ist, da ist auch die Gott­heit gegen­wär­tig. Es ist Glau­bens­satz: In der Eucha­ris­tie ist Chris­tus mit sei­ner Gott­heit und Mensch­heit, mit Leib und Seele, mit Fleisch und Blut, in der Wirk­lich­keit und dem Wesen nach gegen­wär­tig. Die Gegen­wart Christi im eucha­ris­ti­schen Opfersa­kra­ment ist wirk­lich, real, weil sie sub­stan­ti­ell ist; sie bringt die Gegen­wart des gan­zen und voll­stän­di­gen Chris­tus, des Gott­men­schen, mit sich. Die Kir­che hat den Glau­ben an die Gegen­wart des Lei­bes und des Blu­tes Christi nicht nur in der Lehre, son­dern auch im Leben fest­ge­hal­ten. Sie hat die­ses große Sakra­ment alle­zeit mit dem latreu­ti­schen Kult, der Anbe­tung, die nur Gott gebührt, ver­ehrt. Der hei­lige Augus­ti­nus sagt: „Nie­mand isst die­ses Fleisch, bevor er nicht ange­be­tet hat. Wir sün­di­gen kei­nes­wegs, wenn wir es anbe­ten, son­dern, wir sün­di­gen, wenn wir es nicht anbe­ten.“

Die Gegen­wart des Lei­bes und Blu­tes des Herrn geschieht durch die All­macht Got­tes, wenn der Pries­ter die Ein­set­zungs­worte Jesu spricht, die nun­mehr zu Wand­lungs­wor­ten wer­den. Die­ser Vor­gang heißt Trans­sub­stan­tia­tion, d.h. Wesens­ver­wand­lung. Leib und Blut Christi wer­den im eucha­ris­ti­schen Opfersa­kra­ment gegen­wär­tig durch die Umwand­lung des gan­zen Wesens­be­stan­des (der Sub­stanz) des Bro­tes und des Wei­nes in den Wesens­be­stand (die Sub­stanz) des Lei­bes und Blu­tes Christi, wäh­rend die Erschei­nungs­for­men (Akzi­den­tien) von Brot und Wein wei­ter beste­hen. Die Wesens­ver­wand­lung ist nicht das Sakra­ment, son­dern der Weg zu ihm. Sie stellt die Art und Weise dar, in der das äußere Zei­chen (Ding und Wort) seine Wirk­sam­keit aus­übt. Die Ver­wand­lung in der Eucha­ris­tie bewirkt nicht bloß die Ein­sen­kung einer neuen Qua­li­tät in ein wei­ter beste­hen­des Natur­ding, son­dern die Ände­rung des Wesens­kerns des­sel­ben. Die Ver­wand­lung des Wesens des Bro­tes und des Wei­nes ist auch nicht bloß ein Zustands­wech­sel, nicht bloß ein Nach­ein­an­der ver­schie­de­ner Wirk­lich­kei­ten, son­dern der Über­gang einer Wirk­lich­keit in eine andere. Der Aus­gangs­punkt die­ser Bewe­gung ist der Wesens­be­stand des Bro­tes und des Wei­nes, der End­punkt ist der Wesens­zu­stand des Lei­bes und des Blu­tes Christi. Das Grund­sein des Bro­tes und des Wei­nes hört auf zu beste­hen, das Grund­sein von Fleisch und Blut Christi fängt an zu begin­nen. Die Ver­wand­lung geschieht nicht in einem all­mäh­li­chen Über­gang, son­dern in einem Augen­blick. Der Pries­ter hebt die ver­wan­del­ten Gestal­ten in die Höhe, zeigt sie den Gläu­bi­gen und betet sie mit den Gläu­bi­gen an.

Es geht um eine Sein­sum­wand­lung, nicht um eine phy­si­ka­lisch-che­mi­sche Umfor­mung. Sub­stanz in der Theo­lo­gie gehört nicht zum Bereich des phy­si­ka­lisch Erfahr­ba­ren. Sub­stanz ist hier ein trans­em­pi­ri­scher Begriff. Sub­stanz ist das Grund­sein, der ver­bor­gene Kern eines Din­ges, der in sich geschlos­sene Wesens­be­stand, der auf bestimmte Erschei­nungs­for­men und Tätig­kei­ten eines Din­ges hin­ge­ord­net ist. Das die Erschei­nungs­for­men tra­gende Grund­sein des Bro­tes und des Wei­nes wird ver­wan­delt. Der Wesens­kern ist eine Wirk­lich­keit, die jen­seits der durch das Expe­ri­ment fest­stell­ba­ren und nach­prüf­ba­ren, mess­ba­ren und wäg­ba­ren Erschei­nung steht. Auch wenn man von der Masse eines Din­ges Schicht für Schicht abträgt oder sie in einem che­mi­schen Pro­zess auf­löst, gelingt es nicht, den Wesens­kern (die Sub­stanz) zu erfas­sen. Er ist der über­em­pi­ri­sche Seins­grund der Eigen­schaf­ten. Ihn zu errei­chen ist Men­schen nicht gege­ben. Gott, der die Dinge schuf und ihre Exis­ten­z­wei­sen bestimmte, kann in das innere Gefüge der Dinge hin­ein­grei­fen und hier Umfor­mun­gen vor­neh­men, die jen­seits unse­rer All­tags­er­fah­rung lie­gen. Nur der ver­bor­gene Wesens­kern wird ver­wan­delt, nicht die Erschei­nungs­form. Eine Ver­wand­lung des Wesens ohne Ver­wand­lung der Erschei­nungs­form kommt im Bereich unse­rer Erfah­rung nicht vor. Wenn sie in der Eucha­ris­tie getrennt wer­den, so liegt dies in Got­tes All­macht begrün­det. Die Lehre von der Wesens­ver­wand­lung ist dem Sinne nach in den Ein­set­zungs­wor­ten Christi ent­hal­ten. Denn diese bewahr­hei­ten sich nur dann, wenn Brot und Wein auf­ge­hört haben, Brot und Wein zu sein und Leib und Blut Christi gewor­den sind. Die Wesens­ver­wand­lung ist ein ein­zig­ar­ti­ger und unver­gleich­li­cher Vor­gang. Sie unter­schei­det sich wesent­lich von allen uns im Bereich der Erfah­rung bekann­ten Ver­än­de­run­gen. Gott ergreift das Wesen eines Din­ges von der Wur­zel her und schafft es in einer Tat sei­ner All­macht um, ohne dass die Erschei­nungs­for­men von sei­ner ver­wand­le­ri­schen Tätig­keit mit­be­trof­fen wer­den. Die Lehre von der Wesens­ver­wand­lung ist ein undurch­dring­li­ches Geheim­nis. Das Ja zu der eucha­ris­ti­schen Wirk­lich­keit kann daher nur im Glau­ben gespro­chen wer­den. Die Selbst­ent­äu­ße­rung Got­tes erreicht in der Eucha­ris­tie ihren Höhe­punkt. Sie bil­det eine Ver­su­chung auch für das gläu­bige Herz. Hier, in die­sem unbe­deu­ten­den Stück der Welt, ist der mensch­ge­wor­dene und ver­herr­lichte Got­tes­sohn. Die Ver­su­chung wird über­wun­den im Glau­ben an Got­tes unbe­greif­li­cher Liebe. Gott hat die Welt in vor­aus­set­zungs­lo­ser schöp­fe­ri­scher Frei­heit her­vor­ge­bracht. Gott hat Tote zum Leben erweckt. Gott hat mit weni­gen Wor­ten Tau­sende von Men­schen gesät­tigt. Gott ist siche­ren Fußes über das Was­ser gewan­delt. Gott ver­mag in sei­ner all­mäch­ti­gen Schöp­fer­kraft auch jene Wei­hung der Ele­mente vor­zu­neh­men, die wir Wesens­ver­wand­lung nen­nen.

Chris­tus ist nach der Wand­lung zwar wirk­lich gegen­wär­tig, aber nicht in sei­ner natür­li­chen Seins­weise, in der er auf Erden lebte, litt und starb, son­dern in einer sakra­men­ta­len Seins­weise. Die sakra­men­tale Seins­form Christi steht sei­ner (durch die Auf­er­ste­hung gewon­ne­nen) ver­klär­ten Seins­weise näher als der geschicht­li­chen. Sie fällt jedoch nicht mit ihr zusam­men. Sie ist wie diese vor allem dadurch gekenn­zeich­net, dass sie nicht den Geset­zen des Rau­mes und der Zeit unter­wor­fen ist. Leib und Blut Christi neh­men infolge ihrer Unräum­lich­keit in der Eucha­ris­tie kei­nen Platz ein. Chris­tus ist nicht in räum­li­cher Weise gegen­wär­tig, so dass einem Teil sei­nes Lei­bes ein Teil des Rau­mes ent­sprä­che. Er ist aber an den Raum gebun­den. Er ist dort, wo vor der Wesens­ver­wand­lung Brot und Wein war und nach der Wesens­ver­wand­lung die Erschei­nungs­for­men, die Gestal­ten von Brot und Wein blei­ben; nir­gends anders, nicht rechts und nicht links von den Erschei­nungs­for­men des Bro­tes und des Wei­nes. Er ist ähn­lich wie der Geist im Raum. Er ist an einem Orte, der von einem aus­ge­dehn­ten Wesen umschrie­ben wird, ohne Aus­deh­nung so gegen­wär­tig, dass er in jedem ein­zel­nen Punkte und im gan­zen Raum ohne Ver­viel­fäl­ti­gung zuge­gen ist. Wer nur die in der Erfah­rung vor­kom­men­den Seins­for­men gel­ten lässt, ver­sperrt sich den Weg zum Glau­ben an die über­na­tür­li­che Wirk­lich­keit. Weil die sakra­men­tale Seins­art jen­seits unse­rer Erfah­rung liegt, kön­nen wir sie auch nicht mit den Maß­stä­ben der Erfah­rung mes­sen. Sie ist in allem anders als die uns täg­lich begeg­nende räum­li­che und zeit­li­che Welt, zu der wir selbst gehö­ren. Dass sie mög­lich ist, hat sei­nen Grund in der All­macht Got­tes, der auch die mensch­li­che Natur Christi in der Auf­er­ste­hung ver­wan­delte.

Die katho­li­sche Kir­che hat den Glau­ben an die Wesens­ver­wand­lung von Brot und Wein in ihrer 2000jäh­ri­gen Geschichte unver­sehrt bewahrt. Die Men­schen, die sich von ihr getrennt haben, sind alle­samt von die­sem Glau­ben abge­wi­chen. Der Pro­tes­tan­tis­mus lehnt die katho­li­sche Lehre von der Trans­sub­stan­tia­tion radi­kal ab. Von Hol­land aus­ge­hend, ver­brei­te­ten sich im Zusam­men­hang mit der vom Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil aus­ge­lös­ten Bewe­gung auch im katho­li­schen Bereich irrige Auf­fas­sun­gen über das Gesche­hen in der hei­li­gen Messe. Die irr­leh­ren­den Theo­lo­gen spra­chen statt von der Trans­sub­stan­tia­tion von Trans­si­gni­fi­ka­tion. Brot und Wein wer­den nicht im Sein, son­dern in der Bezeich­nung, in der Bedeu­tung umge­wan­delt. Sie spra­chen auch von Trans­fi­na­li­sa­tion. Brot und Wein wer­den nicht im Sein, son­dern im Zweck und Ziel umge­wan­delt, Men­schen wer­den auf ein gött­li­ches Ziel aus­ge­rich­tet. Papst Paul VI. ver­warf in sei­ner Enzy­klika „Mys­te­rium fidei“ vom 3. Sep­tem­ber 1965 die irri­gen Auf­fas­sun­gen vom Gesche­hen der hei­li­gen Messe, die mit den Begrif­fen Trans­si­gni­fi­ka­tion und Trans­fi­na­li­sa­tion aus­ge­drückt wur­den. In den Dog­men muss man immer an der Bedeu­tung fest­hal­ten, wel­che die Kir­che ein für alle­mal für gül­tig erklärt hat. Die fest­ge­legte Aus­drucks­weise muss bei­be­hal­ten wer­den, damit nicht fal­schen Ansich­ten Vor­schub geleis­tet wird. Die Norm zu spre­chen, wel­che die Kir­che in jahr­hun­der­te­lan­ger Arbeit und mit dem Bei­stand des Hei­li­gen Geis­tes ange­nom­men hat, darf unter kei­nen Umstän­den ange­tas­tet wer­den. Sie ist den Men­schen aller Zei­ten und aller Orte ver­steh­bar. Nach der Wesens­ver­wand­lung haben die Gestal­ten des Bro­tes und des Wei­nes ohne Zwei­fel eine neue Bedeu­tung und einen neuen Zweck erhal­ten; sie sind nicht wei­ter gewöhn­li­ches Brot und gewöhn­li­cher Trank; sie sind jetzt Zei­chen einer hei­li­gen Sache und Zei­chen geist­li­cher Speise. Aber die Gestal­ten bekom­men des­we­gen eine neue Bedeu­tung und einen neuen Zweck, weil sie eine neue Wirk­lich­keit ent­hal­ten, eine neue onti­sche Wirk­lich­keit. Denn unter den Gestal­ten ist jetzt nicht mehr das ver­bor­gen, was vor­her war, son­dern etwas ganz Neues, und dies durch die objek­tive Rea­li­tät. Nach der Ver­wand­lung der Sub­stanz oder des Wesens des Bro­tes und des Wei­nes in den Leib und das Blut Christi bleibt von Brot und Wein nichts als die Gestal­ten (die Akzi­den­tien). Unter ihnen ist der ganze und voll­stän­dige Chris­tus da in sei­ner phy­si­schen Rea­li­tät, auch kör­per­lich gegen­wär­tig, wenn auch nicht auf die Weise, in der sonst kör­per­li­che Gegen­stände sich an ihrem Ort befin­den. Die Kraft, die dies voll­bringt, ist die­selbe des all­mäch­ti­gen Got­tes, die am Anfang der Zeit das All aus dem Nichts geschaf­fen hat.

Die Wesens­ver­wand­lung von Brot und Wein bewirkt die sakra­men­tale Gegen­wart von Leib und Blut und damit von Gott­heit und Mensch­heit Christi auf unse­ren Altä­ren. Der Leib, der hin­ge­ge­ben wird, und das Blut, das ver­gos­sen wird, wer­den vom Herrn als Opfer­leib und als Opfer­blut bezeich­net. Damit hat er die Eucha­ris­tie als Opfer ein­ge­setzt. Es besteht in dem Leibe und Blute des Herrn. Der Herr schenkt uns die Gegen­wart sei­nes geop­fer­ten Lei­bes und sei­nes ver­gos­se­nen Blu­tes, auf dass wir diese Opfer­ga­ben dem himm­li­schen Vater als unser Opfer dar­brin­gen. Chris­tus brachte für unsere Erlö­sung ein Opfer am Kreuze dar. In der eucha­ris­ti­schen Feier wird die­ses Opfer erneu­ert und gegen­wär­tig gemacht. Dies geschieht durch die objek­tive lit­ur­gi­sche Hand­lung des Pries­ters. Der Herr opfert sich unblu­tig im Mess­op­fer, indem er das Kreu­zes­op­fer ver­ge­gen­wär­tigt und des­sen heil­brin­gende Kraft zuwen­det, wenn er kraft der Wand­lungs­worte beginnt, sakra­men­tal gegen­wär­tig zu wer­den. Die Real­prä­senz Christi ver­bin­det sich mit der Aktual­prä­senz sei­ner Erlö­sungs­tat. Amen.