Gedanken zum 8. Mai, niedergeschrieben im Jahr 2020
Von Bernhard Mihm, Stadtrat a.D.
Die gesundheitsrechtlichen Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie haben unser Land vor einem völlig contraproduktiven "Hochamt" der political correctness verschont. Dennoch genügte die Rede des Bundespräsidenten, um schattenhaft in Erscheinung treten zu lassen, was uns bevorgestanden hätte: eine einseitig akzentuierte Feier des "TAges der Befreiung". Und als solcher Tag wird ja nun allenthalben der 8. Mai als gesetzlicher Feiertag ins Gespräch gebracht - und nicht ohne Aussicht auf Erfolg, wenn die besonnenen Teile der Politik nicht mutig sind.
Man beruft sich beim entstandenen MAinstream gern auf die 8. Mai - Rede Richard von Weizsäckers. Ich habe diese Rede nicht goutiert, vielmehr die Vermutung nicht unterdrücken können, daß der Bundespräsident von damals auch seine Familiengeschichte bewältigen wollte. Daß auch seine bekannte Eitelkeit mitspielte, scheint mir unbezweifelbar zu sein: als der CDU entstammender Staatsmann sich an die Spitze einer von Hause aus linken Bewegung zu setzen, übt schon Reiz aus, wenn man eitel ist.
Das Beste hat Theodor Heuss gesagt, und keiner seiner Nachfolger reicht bei diesem Thema an ihn heran:
"Im Grunde genommen bleibt dieser 8. Mai 1945
die tragischste und fragwürdigste Paradoxie für jeden von uns.
Warum denn?
Weil wir erlöst und vernichtet in einem gewesen sind."
Aus solcher Paradoxie kann man keinen Feiertag machen !
Der Herausgeber der Tageszeitung "DIE WELT" hat in einem klugen Kommentar am heutigen 09.05.2020 abschließend geschrieben: Ein Vorschlag zur Güte: Laßt uns die auf der Stelle tretenden Reden zum 8. Mai ein paar Jahre lang aussetzen."
Ich füge hinzu: Wir sind geistig zu ausgepowert, um die nötige Geschichtsdeutung zu betreiben und verlieren uns in ideologischem Geschwätz !