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Jakobinertum in der Kirche      

Von Beginn der Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils im deutschsprachigen Raum gewann man den Eindruck, daß da nicht nur die protestantische Reformation vollendet, sondern die Französische Revolution nachgeholt werden solle. Die Überlagerung der Konzilsrezeption mit der 68 –er Bewegung, als „Kulturrevolution“ erkannt, war offensichtlich. Die Rückgriffe auf Paris in den Jahren nach 1789 kamen hinzu. Das verzerrte Gutmenschentum eines Robespierre stand vielen Protagonisten einer kirchlichen Erneuerung im Gesicht, die entlarvend auch als fällige „Neugründung“ der Kirche Jesu Christi ausgegeben wurde. Eine wahre Damnatio memoriae wurde über alles verhängt, was vor der als „Superkonzil“ (Ratzinger) mißdeuteten Kirchenversammlung katholische Wirklichkeit gewesen war. Das strahlte aus bis in den der Kirche verbundenen Kulturbereich. So geriet etwa die die bedeutende katholische Literatur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die der Bergengruen und R. Schneider, der Claudel und Bernanos, der Schaper und Le Fort, nahezu in Vergessenheit. Rerum novarum cupidi, wie das einst Papst Leo XIII. den Sozialisten kritisch zugeschrieben hatte, prägte die Protagonisten der Szene, und damit erheischten sie den Beifall eines überrumpelten Publikums. Und es geschah das alles auch durchaus gewaltsam. In den Kirchenräumen sind die Spuren nicht nur da und dort zu besichtigen, bei Gottesdienstbesuchen ebenso oft leidvoll zu erfahren.

 

1789 „arbeitete“ die Guillotine. Das braucht sie heutzutage nicht mehr. Publizistische Hinrichtungen sind im Medienzeitalter hinreichend, ja noch weitreichender. 1789 ging man auch daran, die Ruhe der in der Vorzeit Mächtigen und nun Verstorbenen revolutionär zu beenden. In Saint-Denis öffnete man gewaltsam die Königsgräber, plünderte sie und schändete die Gebeine. Das geschieht nun wieder in deutschen Landen an Ruhestätten verewigter Bischöfe. Nein, nicht durch handgreifliche Grabschändungen, sondern wiederum dem Medienzeitalter angepaßt subtiler, aber ebenso demonstrativ. Da wird der Zugang zu Grablegen versperrt, oder zeitgeistgerechte Erklärungtafeln inszenieren zu Lasten der Verblichenen das Pharisäertum der Nachgeborenen. Die allen Kulturen eigene Gesittung, eine Gesittung der Ehrfurcht vor und an Grabstätten, bleibt wie einst in Saint-Denis auf der Strecke.

Ein ganz besonderer Fall ist die Causa Hengsbach. Was an den gegen ihn posthum erhobenen Vorwürfen dran ist, kann der Verfasser nicht beurteilen. Er will allerdings auch nicht ausschließen, daß alles so ausgehen könnte wie bei dem australischen Kardinal Pell, der nach jahrelangen, öffentlich hoch beachteten Verfahren und einem Gefängnisaufenthalt schließlich völlig rehabilitiert wurde. Was allerdings auffällt, ist der Zeitpunkt der „Enthüllungen“ gegen den Essener Kardinal. Alles geschieht genau zur „rechten Zeit“ unmittelbar vor Eröffnung der Welt-Bischofssynode in Rom, bei der die Repräsentanten des „Synodalen Weges“ in Deeutschland der Weltkirche ihre Pläne schmackhaft machen wollen. Auffallend ist auch die Eilfertigkeit, mit der man in Essen den Sturz des Hengsbach-Denkmals betrieben hat. Dieser gezeigte Eifer macht stutzig: da wollte man nicht nur bekunden, „…daß wir nicht so sind wie der da auf dem Sockel“, sondern auch die Gelegenheit wahrnehmen, eine Bastille zu stürmen.

Gegen die Jakobiner wehrten sich die Landsleute in der Vendée. Ihr Zeichen war das Herz Jesu und das Kreuz Christi. Uns sind keine anderen Heilszeichen gegeben, gerade dann, wenn Kardinäle meinen, ihre Brustkreuze situationsgerecht ablegen oder verstecken zu sollen. Und angesichts der nun seit einem Jahrzehnt entfachten „Aufklärungswelle“ über klerikale Mißbrauchstaten sollten wir klar sehen und klarstellen:

Kindern Glaubenswahrheiten vorzuenthalten oder in Frage zu stellen oder solche Wahrheiten vor ihnen zu entstellen, ist ebenso Kindesmißbrauch wie es sexuelle Übergriffe sind.

In beiden Fällen gilt das strenge Christuswort vom Mühlstein und dem Versenktwerden im Meer.

 

Bernhard Mihm