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Ökumenischer Kirchentag als Weg zur Protestantisierung der katholischen Kirche

Ein Kommentar von Hubert Hecker

Der Limburger Bischof Georg Bätzing sagte zum Auftakt des 3. Ökumenischen Kirchentags: Er werde am Samstag an dem katholischen Gottesdienst im Frankfurter Bartholomäus-Dom teilnehmen, der „ökumenisch sensibel“ zu gestalten sei. In einem weiteren Sinne führt diese Direktive dazu, mit Rücksicht auf den Protestantismus alles das an Liturgie und katholischem Glaubensgut wegzulassen, was schon Luther und Calvin an der katholischen Kirche auszusetzen hatten. Damit bewegt sich die katholische Kirche auf die drei lutherischen ‚Solas‘ von Glaube, Schrift und Gnade zu. Sie gibt damit nach und nach das katholische Prinzip des ‚Sowohl – als auch‘ auf, also die Heilsnotwendigkeit von menschlicher Mitwirkung und kirchlicher Autorität, auch bei der Schriftauslegung. Aus diesem Abrücken von den katholischen Glaubensprinzipien erfolgen weitere Relativierungen vom kirchlichen Leitungs- und Lehramt.

Viele deutsche Staatstheologen und manche Bischöfe präsentieren sich gegenüber Papst und Weltkirche als lehramtliche Besserwisser. Zahlreiche Pfarrer setzen sich unter Zustimmung ihrer Bischöfe über vatikanische Lehraussagen hinweg – und spenden Homopaaren den liturgischen Segen in Analogie zum Brautsegen. Bischof Bätzing forciert die Veränderung der katholischen Sexuallehre im Lichte humanwissenschaftlicher Erkenntnisse.[1]

Mit der Neulehre zur Gutsprechung (bene-dictio) von Homopartnerschaften schwenken die deutschen Synodenbischöfe auf den Weg des Protestantismus ein. EKD-Gliederungen hatten bereits ab 2002 den staatlich eingeführten Homopartnerschaften ihren Segen gegeben. Seit 2018 werden schwule und lesbische Paare auf Wunsch als vermeintliche Eheleute getraut. Synodentheologen arbeiten daran, die katholisch-sakramentale Ehelehre mit Treue und Unauflöslichkeit, Liebe und Fruchtbarkeit aufzulösen in ein menschlich-weltliches Beziehungskonstrukt im lutherischen Sinne.

Auch zu dem Sakrament der Eucharistie – nach katholischer Lehre die Mitte der Kirche – sind die Bestrebungen zur Angleichung an das protestantische Abendmahl unübersehbar. In dem Papier des Ökumenischen Arbeitskreises von 2019 haben sich ausweislich seines Titels: „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ offensichtlich die Protestanten durchgesetzt. Nach protestantischer Auffassung ist die Eucharistie eine Gedächtnisfeier zum Abendmahl. In Fortsetzung der jesuanischen Mahle mit Sündern würde der Herr seither alle Christen ohne Vorbedingungen zum Versöhnungsmahl einladen.

In der katholischen Messfeier dagegen vollzieht der geweihte Priester die Vergegenwärtigung des einmaligen Kreuzesopfers Christi als die im Abendmahlssaal angekündigte Hingabe seines Leibes und Blutes am Kreuz. Schon die frühe Kirche transformierte das jesuanische Paschamahl zu einer Feier des Todes und der Auferstehung Christi am ersten (Schöpfungs-)Tag der Woche. Der Altarstein bedeutet sowohl Opferstätte des neuen Paschalamms (wie auf dem berühmten Altarbild der Brüder van Eyck zu sehen) als auch Sakrophag, aus dem der Auferstandene entstieg. Der gemeinsame Mahltisch ist eine willkürliche Erfindung des Calvinismus.  

Die Protestanten glauben an die personalsymbolische Präsenz Christi im gesegneten Brot und Wein. Nach der Mahlfeier können die materiellen Symbolträger entsorgt werden. Denn an ihnen geschieht keine Wandlung der Substanzen in den Leib und das Blut Christi und deshalb kennen die Protestanten auch keine Kniebeuge und andere Ehrenbezeichnungen sowie die eucharistische Anbetung. Auch das katholische Bekenntnis zur Realpräsenz Christi „vere, realiter et substantialiter“ ist in dem ÖAK-Papier mit Rücksicht auf die Protestanten der ökumenischen Sensibilität zum Opfer gefallen.

Zu der protestantischen Mahlfeier sind alle irgendwie Glaubenden eingeladen. Zur Mahlgemeinde gehört, wer sich subjektiv in seinem Gewissen zugehörig fühlt, für manche Pastoren auch Ungetaufte. Die bedingungslose Einladung zur Mahlfeier an alle widerspricht der frühkirchlichen Praxis – etwa in der Zwölfapostellehre, nach der der Priester vor der Austeilung des Sakraments sagte: „Wer heilig ist, der trete hinzu, wer nicht, tue Buße.“
Diese apostolische Tradition gilt in der Kirche bis heute: „Der Empfang des Leibes und Blutes Christi bedeutet die innigste Vereinigung mit Gott und setzt notwendigerweise die volle Gemeinschaft mit ihm und seiner Kirche voraus.“[2] Für die katholische Kirche ist Eucharistiegemeinschaft ohne Kirchengemeinschaft nicht denkbar, ebendeshalb ist auch keine Interkommunion möglich, weder durch generelle noch individuelle Einladung.

Bischof Bätzing versucht diese eindeutige kirchliche Lehre, bekräftigt durch vatikanische Weisung, zu unterlaufen. Er gestand zwar zu , dass es keine "Interkommunion im Sinne einer generellen wechselseitigen Einladung zur Teilnahme an Eucharistie und Abendmahl"³ gebe. Zugleich gab Bätzing   das ökumenesensible Signal an die protestantischen Einzelpersonen, sie seien nach Gewissensprüfungen eingeladen zum katholischen Kommunionempfang. Letztlich können sich damit eben doch alle Christen angesprochen und eingeladen fühlen zur Interkommunion. Dieser zweideutige Ansatz des Limburger Bischofs ist ein "bewusster Bruch mit den Vorgaben " des Vatikans, wie es der Bayerische Rundfunk formulierte. Und dieser Bruch mit Rom wurde auch provokativ vollzogen, als bei der katholischen Samstagabend-Messe im Frankfurter Dom die evangelische Präsidentin des Kirchentages, Bettina Limperg, und sicherlich weitere Protestanten mit dem Gang zum Altarraum die Kommunion einforderten. Bischof Bätzing hatte sich und seine Diözesanpriester verpflichtet, die persönliche Gewissensentscheidung auch von Nicht-Katholiken beim Zutritt zur Kommunion zu respektieren.  Die katholische Kirche  hat für den Kommunionempfang von Protestanten in "Notfällen" objektive Vorgaben an Glauben und Disposition  gegeben. Das hat der Vatikan 2018 bei der Frage um den Kommunionzugang  von evangelischen Ehepartnern noch einmal bekräftigt. Wenn Bätzing nun aber  die persönliche Entscheidung zum einzigen Kriterium der Interkommunion macht, dann übernimmt er die protestantische Position, bei der "allein" die subjektive Glaubenseinstellung maßgeblich sein soll. Auch in diesem Punkt hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz die katholische Kirche in Deutschland ein stückweit protestantischer gemacht.

Was in Glaubensfragen bei einem solchen Rückgriff auf subjektives Meinen herauskommt, hatte der Protestant Eckart von Hirschhausen auf dem Katholikentagspodium von Münster demonstriert: Er zahle über seine katholische Ehefrau Kirchensteuern. Dafür wolle er „auch die Oblate – oder mein Geld zurück“.[4] Bischof Bätzing fördert mit seinen Anweisungen die sakrilegische Praxis beim Kommunionempfang. Auch von Katholiken kann man solche Worte hören wie: „den Keks vorne abholen“. Bei einer Fronleichnamsmesse auf dem Frankfurter Römerplatz drängte ein Kommunionsausteiler einer chinesischen Besuchergruppe die Oblate regelrecht auf mit den Worten: „Probiert’s doch mal, wie es schmeckt“. Statt solche Banalisierung oder gar Verramschung des heiligen Sakramentes zuzulassen, wäre es Bätzings bischöfliche Pflicht, die Gläubigen regelmäßig an die rechte Disposition zum würdigen Empfang des Leibes Christi zu erinnern. Gleiches sollte den Priestern aufgetragen werden.

 



[1] Interview vom 24. 3. 2021 auf der Seite Bistum Limburg

[2] Ralph Weimann, in: Die Tagespost vom 4. 2. 21

[3] KNA-Interview auf katholisch.de vom 11.5.21

[4] Aus: Kirche +Leben, 18.5.2018