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1. Folge Der Himmel über Lothringen - 20. Juni 2020

Pseudochristen auf dem Synodalen Weg?

Wir fragen uns oft, wie es innerhalb der kirchlichen Strukturen zu solch offensichtlichen Irrwegen wie dem Synodalen Weg kommen konnte. Eines ist dabei leider genauso offensichtlich wie der Irrweg selbst: die meisten getauften Katholiken laufen diesen Weg in die "bessere Kirche" in voller Überzeugung mit und lassen sich auch durch die besten Argumente der sogenannten "Konservativen" nicht davon abhalten oder zur Umkehr bewegen.

Ich bin der Überzeugung, dass das Problem hauptsächlich ein ideologisches ist. Die Macht einer Überzeugung ist einfach immer stärker, als der de facto sinnliche Gewinn eines lediglich laxen Glaubenslebens gegen eine Überzeugung jemals sein könnte.

Folgende Erklärung des Seelenzustands der modernen "Besserkatholiken", die den synodalen Weg unterstützen,  bezieht sich zwar auf die USA, aber wer sich hierzulande lange genug im Milieu der Katholischen Kirche bewegt hat, kann sie eins zu eins auf Deutschland übertragen.

Im Jahr 2005 veröffentlichten zwei amerikanische Soziologen die Ergebnisse einer Studie über die religiösen Überzeugungen von amerikanischen Jugendlichen aus dem christlichen Milieu in einem Buch mit dem Titel "Soul Search", zu deutsch "Seelenerforschung".

Die Autoren des Buches hatten herausgefunden, dass der Glaube der Jugendlichen in den USA vorwiegend von folgenden fünf Kernüberzeugungen geprägt war:

1.       Gott hat die Welt geschaffen und wacht über die Menschen.
2.    Dieser Gott möchte, dass die Menschen gut, nett und fair zueinander sind, wie es in der Bibel und von den meisten Weltreligionen gelehrt wird.
3.      Das wahre Ziel des menschlichen Lebens ist es, einfach auf Erden glücklich und mit sich selbst im Reinen zu sein.
4.    Es bedarf keiner persönlichen Gottesbeziehung um das Leben im Sinne von 3. zu gestalten, es sei denn schwerwiegende Probleme bedürften eines besonderen göttlichen Eingriffs.
5.    Alle moralisch guten Menschen im Sinne von 2. kommen in den Himmel, wenn sie sterben, ganz unabhängig von ihrer Religion oder Weltanschauung.

Die Autoren der amerikanischen Studie haben diese Form der spirituellen Weltanschauung als Moralistischen Therapeutischen Deismus (= MTD) bezeichnet. Seither ist die Bezeichnung ein stehender Begriff eines leicht politisierbaren, hauptsächlich auf Selbstverwirklichung ausgerichteten Christentums geworden, wie es auch die Unterstützer des Synodalen Wegs in Deutschland vertreten und als allgemeingültiges Paradigma für alle Katholiken fordern.

Das Gottesbild des MTD ist das eines Gott, der unabhängig von der individuellen Überzeugung von einer bestimmten Religion, einfach nur Moral fordert und im Gegenzug Lebenshilfe anbietet, bis das Leben mit dem Tod in einer endlos glücklichen Nachwelt endet.

Von einer politischen Warte, kann man dieses verwässerte Christentm hervorragend in eine pluralistische, multikulturelle Gesellschaft wie die der USA einbinden, wie Damon Linker in einem Artikel von 2009 feststellte:

"Theologisch gesehen ist diese verwässerte, anämische, fade Form des jüdischen Christentums ziemlich abstoßend. Aber politisch gesehen ist sie perfekt: durch und durch schmerzlos, harmlos, tolerant. Und damit eignet es sich perfekt als Zivilreligion der hochdifferenzierten Vereinigten Staaten im einundzwanzigsten Jahrhundert."

2010 legte Kenda Creasy Deans, eine methodistische Theologin, mit dem Buch "Fast Christlich: Was der Glaube unserer Teenager der amerikanischen Kirche zu sagen hat" (Oxford University Press) bezüglich MTD nach:

Sie schreibt darin:

"Das Problem scheint nicht darin zu liegen, dass die Kirchen junge Menschen schlecht unterrichten, sondern dass wir die Jugend außerordentlich gut in jenem unterrichten, was wir wirklich glauben, nämlich dass das Christentum keine große Sache ist, dass Gott sehr wenig von uns verlangt und die Kirche eine hilfreiche soziale Einrichtung voller netter Menschen sein sollte..."

Sie fährt fort:

"Wenn Kirchen MTD im Namen des Christentums praktizieren, wird es nicht das Problem lösen, Jugendliche einfach häufiger in die Kirche zu bringen (möglicherweise könnte dies die Situation verschlimmern). Eine (glaubens)treuere Kirche ist die Lösung ...

Vielleicht ist das Problem einfach, dass der Kaiser keine Kleider hat."

...oder in Deutschland diejenigen, die in der katholischen Kirche in Deutschland wirken, seien sie Laien oder Kleriker, keinen Glauben.


Kerstin Brosei

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Quellenangaben:
https://en.wikipedia.org/wiki/Moralistic_therapeutic_deism (abgerufen am 20.06.2020)
https://newrepublic.com/article/48917/the-future-christian-america (abgerufen am 20.06.2020)
http://edition.cnn.com/2010/LIVING/08/27/almost.christian/index.html (abgerufen am 20.06.2020)