1.8.2024
Spottszenen zur Olympiaeröffnung erinnern an Exzesse der französischen Geschichte
Gastkommentar von Hubert Hecker
Die glanzvolle Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele zur Kultur und Geschichte Frankreichs wurde von einigen hässlichen Szenen überschattet. Das laizistische Frankreich hat offenbar seine naturrechtlich-ethische Basisorientierung verloren.
Perversion des Abendmahls und der olympischen Idee
Mit dem Song „Imagine“ und der Verhöhnung Christi in der queer parodierten Abendmahlsszene knüpfte man an die schlimmsten religionsfeindlichen Exzesse der Französischen Revolution an. Unter der totalitären Terrorherrschaft der Jakobiner in den Jahren 1792 bis 94 wurde das Christentum verhöhnt, unterdrückt, verfolgt und Zehntausende Geistliche und Katholiken ermordet.
Damals ließ Robespierre auf dem Altar von Notre Dame die Verehrung einer Hure als Begriffsstaffage für die kirchenzerschmetternde Vernunft a la Voltaire installieren. Heute lässt Macrons Frankreich die Abendmahlsszene mit den 12 Aposteln, immerhin der sakramentale Gründungsakt des Christentums, durch eine queere Travestie pervertieren.
Dabei wird die zentrale, gottmenschliche Person Jesu Christi ersetzt durch eine offenbusige Frau, deren Kopf mit einem Strahlenkranz-Heiligenschein umrahmt ist. Die Botschaft von Seiten der woken französischen Elite an die Welt soll wohl sein: An die Stelle des christlichen Erlösers mit seinem verkündeten und praktizierten Liebesgebot rückt eine Dragqueen im Zeichen von purem Sex für alle und mit allen. Statt der Feier des Abendmahls soll Europa eine Sex-Feier der Diversität tanzen, besungen von einem nackten Sänger mit dem Lied „Nackt“.
Mit der Verhöhnung des Christentums und damit von mehr als einer Milliarde Christen auf der ganzen Welt haben die Spiele in Paris einen schäbigen und schändlichen Anfang genommen. Es ist auch eine Perversion der olympischen Idee von völkerverbindenden Wettkampfspielen, wenn die Christen – und nur sie – beleidigt und verhöhnt werden.
Eine weitere Entgleisung - die Spott-Szene zu Marie Antoinette.
In einer anderen Szene der Eröffnungszeremonie hält die Hand einer enthaupteten Körperattrappe Marie Antoinettes Grusel-Kopf, aus dessen Mund ein Revolutionslied ertönt.
Zur Erinnerung: Acht Monate nach der Hinrichtung des französischen Königs Ludwig XVI. am 21.1.1793 wurde auch seine österreichische Frau auf der Guillotine enthauptet. Das Verfahren gegen die Ex-Königin vor dem Revolutionstribunal war ein von der Presse initiierter und politisch motivierter Schauprozess – ein weiteres schändliches Geschehen in der Zeit des jakobinischen Terrorregimes mit einer ebenso schändlichen Vorgeschichte:
Schon zu Lebzeiten des Königspaars vor der Revolution fokussierten sich französische Journalisten und Pamphletisten auf Kolportagen über das persönliche Leben des Monarchen und seiner Frau. Ihre Methoden waren Spott, Häme, Beschimpfungen, Diffamierungen, Lügen und Hass, aus Ressentiment gespeist. Ein häufiges Motiv der Zeitungen zeigte den König in Wort und Bild als ein „widerliches, fettes Schwein, gehörnt wie kaum ein anderer Mann. Dieses Tier hat ungefähr fünf Füße und fünf Daumen, läuft aber auf den Hinterbeinen. Es hat keinen Schwanz. Es frisst, was man ihm hinwirft und trinkt von morgens bis abends“ (Zitate aus Michel Onfrays Buch ‚Niedergang. Aufstieg und Fall der abendländischen Kultur‘). Den 21. Januar 1793 als Tag der Enthauptung des Königs erklärten Zeitungen zum republikanischen Feiertag, an dem die Bürger einen Schweinskopf auf den Tisch bringen sollten. Die Gleichsetzung des Königs mit einem Tier sollte den Weg bereiten für die willkürliche Tötung des Monarchen, der nicht als Mensch hingerichtet, sondern in der Vorstellung wie ein Schwein vom Metzger geschlachtet wurde.
Nach der gleichen Logik stellte die Pressemeute die Königin Marie Antoinette als geile Sau dar, auch als Hyäne, Straußenhenne oder infame Wölfin. Die Tochter Maria Theresias konnte man gewiss wegen ihrer Leichtlebigkeit, Intrigen und Frivolitäten kritisieren, ihre Verschwendungsmentalität zeigte die Halsbandaffäre. Aber die Journalisten dichteten ihr Geschichten von laszivem Verhalten und arrogantem Hochmut an – wie etwa die angebliche Antwort auf die Forderung von Hungernden nach Brot: „Dann sollen sie doch Kuchen essen“. Ihre menschliche Entwürdigung durch Lügen und Schmähschriften in journalistischen Grenzüberschreitungen waren infame Entgleisungen.
Im Sommer 1789 hatte die verfassunggebende Versammlung per Dekret die uneingeschränkte Pressefreiheit verfügt. Ab dem Zeitpunkt brachen quantitativ und qualitativ alle Dämme. In den Hasskommentaren durch Schmähpropaganda gegen das Königspaar tat sich besonders Jaques-Rene Hébert hervor, ein linksextremistischer Journalist. Mit seiner Publikation La Père Duchesne wurde er zum führenden Agitator der Jakobiner. „Er setzte auf Beleidigungen, Vulgäres und Obszönes.“ Hébert und andere Journalisten „töteten die Königsfamilie, indem sie die Arbeit der Henker vorbereiteten.“
Nach der Hinrichtung des Königs konzentrierte er seine Hassenergie auf die Königin, die mit ihrem achtjährigen Sohn im Gefängnis saß. Der perfide Journalist konstruierte eine Geschichte, nach der „die Wölfin“ mit ihrem kleinen Wölfchen ein inzestuöses Verhältnis gehabt hätte. Damit macht er Marie Antoinette endgültig zu einem sexsüchtigen wilden Tier, über dessen Schlachtung man sinnieren müsste.
Die Hetze von Hèbert hatte Erfolg bei dem jakobinischen Terrorregime, das in Frankreich damals alle staatlichen Machtinstitutionen an sich gerissen hatte. Am 1. August 1793 erließ die selbstermächtigte nationale Revolutionsversammlung mit dem Namen ‚Konvent‘ ein Dekret, nach dem die Witwe des Königs vor ein Revolutionstribunal gestellt werden sollte. Die Revolutionsgerichte waren weder rechtsstaatliche noch unabhängige Organe, sondern hatten sich an den politischen Beschlüssen sowohl des Konvents wie auch des regierenden Wohlfahrtsausschuss zu orientieren – ein Muster von gerichtlicher Erfüllungsgehilfenschaft, wie sie später in allen totalitären Staaten praktiziert wurde.
Entsprechend waren Prozessführung und Urteilsfindung am 13. Oktober durch die Geschworenen eine rechtliche Farce. Als Hauptzeuge der Anklage wurde jener Journalist Hèbert aufgerufen, der durch seine monatelange Hetzkampagne den unwürdigen Prozess angestoßen hatte. Ein späterer Rezensent nannte seine Anschuldigungen „ein Denkmal scheußlicher Abgeschmacktheit und gemeiner Unverschämtheit“: Marie Antoinette hätte als Königin zusammen mit dem Finanzminister „in schändlicher Weise die Finanzen Frankreichs vergeudet… und auf diese Weise den Nationalschatz erschöpft“. Des Weiteren habe sie mit ihrem Sohn Capets „die zügellosesten Ausschweifungen“ getrieben. Diese aus Hass ausgedachten Beschuldigungen übernahm das Gericht als Anklage. Schließlich wurde sie noch angeklagt, „Verschwörungen gegen die innere und äußere Sicherheit Frankreichs angezettelt zu haben, indem sie durch ihre Agenten Bürgerkriege in verschiedenen Gegenden Frankreichs entzündet“ hätte.
Das politisch servile Tribunalgericht folgte in allen Punkten der Anklage. Der Prozess und das Schuldurteil waren ein Tiefpunkt der französischen Rechtsgeschichte. Die Ex-Königin Marie Antoinette wurde am 16. Oktober 1793 durch die Guillotine enthauptet und ihre Leiche anschließend in einem Massengrab verscharrt.
Hèbert jubelte darüber in seinem Pressehetzorgan. Doch kaum ein halbes Jahr später wurde er nach derselben Formel angeklagt und verurteilt, die gegen den König und die Königin vorgebracht worden waren, nämlich „Urheber einer Verschwörung gegen die Freiheit und Sicherheit des französischen Volkes“ gewesen zu sein (vgl. oben). Im Gefängnis flehte der journalistische Scharfrichter, der so viele Menschen hatte abschlachten lassen, selbst um Gnade für sein Leben. Sein Brüllen und Stöhnen sei im ganzen Gefängnisgebäude gehört worden. Zu seiner Hinrichtung am 24. März 1794 kamen mehr Menschen als zu den Exekutionen des Königs und der Königin. Es sollen 300.000 Beobachter gewesen sein. Als der Henker den abgetrennten Kopf des Journalisten dem Publikum zeigte, brach ein unglaublicher Jubel bei den Menschen aus (nach Michel Onfray).