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Tutti fratelli – Brüderlichkeit zu allen Menschen, aber ein

mediales Kesseltreiben

gegen einen „bischöflichen Mitbruder“

 

Ein Kommentar von Hubert Hecker

Der emeritierte Kirchenrechtsprofessor Dr. Winfried Aymans aus München drückt in einem FAZ-Leserbrief am 14. 2. seine Verwunderung aus über die rabiate öffentliche Kritik, mit der der „Münchener Kardinal-Erzbischof den Kölner Kardinal-Erzbischof beschuldigt, in dessen Amtsführung großen Schaden für die katholische Kirche angerichtet zu haben, weil dieser ein Gutachten, das er in äußerst wichtiger Sache in Auftrag gegeben hatte, nicht zur Veröffentlichung freigegeben habe.“ An ein vergleichbares Vorgehen unter bischöflichen Mitbrüdern in Deutschland könne er sich nicht erinnern.

Wie der ehemalige Bundesrichter Thomas Fischer in einer SPIEGEL-Kolumne erläutert hat, ist bei einer nüchtern-fachlichen Beurteilung der Entscheidungen von Kardinal Woelki Kritik möglich, aber jenseits kirchenschädlichen Verhaltens einzuordnen. Schaden für das Ansehen der Kirche ist erst entstanden, als die diversen innerkirchlichen Gegner des Kölner Erzbischofs diesen Vorgang an den medialen Skandalpranger stellten. Auch der Münchener Erzbischof habe seine kritische „Einschätzung nicht etwa in camera caritatis seinem Kölner Mitbruder zu verstehen gegeben, sondern vor den Kameras der Medienwelt von sich gegeben.“ Mit der innerkirchlichen Kampagne gegen Woelki soll offensichtlich der „Bremser des laufenden synodalen Reformprozesses“ (Helmut Müller) ins Abseits gedrängt oder gar zu Fall gebracht werden. Indem sich die „bischöflichen Mitbrüder“ (Welch ein Hohn lastet seither auf dieser Ansage, wenn Marx und Bätzing die Formel auf den Bischofskonferenzen gebrauchen!) an diesem Kesseltreiben gegen Kardinal Woelki beteiligen, vergrößern sie den Schaden für die Kirche.

Prof. Aymans glaubt, dass für die ungewöhnliche Art der Kommunikation von Kardinal-Erzbischöfen über die Bande der Medien der Verhaltenskodex der neuen Synodalkirche Pate gestanden habe: Da alle Synodale sowieso auf Augenhöhe zueinander stünden, hätte in diesem Fall der Herr aus der Mitte des synodalen Alphabets (Buchstabe M) dem Herrn ziemlich am Ende desselben (Buchstabe W) über die Medien seine Meinung übermittelt. „Es spielte also nur Herr Marx gegen Herrn Woelki.“

Diese Deutung charakterisiert sehr gut das demokratische Egalisierungsbestreben der Synodalen Weg-Genossen: Ein KNA-Kommentator hatte die kirchenpolitischen Ziele des deutschen Synodalen Sonderwegs schon im Sommer 2019 so bestimmt: Die Kirche müsste grundlegende verändert werden, weg von der Sozialgestalt der hierarchischen Kirche, die noch das Konzil als sakramentales Grundsakrament bestätigt hat, hin zu einer egalitären Volk-Gottes-Gemeinschaft. In der sollte jeder Gläubige, ob Bischof, Priester oder Laie, ein gleiches Rede-, Stimm- und Entscheidungsrecht haben. Auf den ersten Synodalsitzungen haben diese Kirchenträume der Progressiven schon Fahrt aufgenommen:  ein Kardinal sitzt neben einem Verbandskatholiken und die Tischnachbarin eines Erzbischofs ist eine queere BDKJler*in. Die priesterliche Beauftragung der Bischöfe zu Heiligung, Lehre und Leitung der Kirche wird geschrumpft auf Co-Moderation der Diskussionen und anschließend Vollstreckung der Mehrheitsbeschlüsse. In der synodalen Neu-Kirche ist der Souverän nicht mehr Jesus Christus, sondern die Delegiertenversammlung der Glaubensbürger (oder Taufgenossen), deren Mehrheitswillen ihr Himmelreich ist.  Mit der üblichen Zwei-Drittel-Mehrheit können dann auch der Katechismus und das Glaubensbekenntnis an die jeweiligen Interessen und Bedürfnisse der Gläubigen angepasst werden.