, Karwoche 2025
Zum Nach – denken
Gründonnerstag
* Petrus ist quer durch die Evangelien bekannt für sein impulsives Temperament und seine oft vorschnellen Reaktionen und Äußerungen. So auch im heutigen Evangelium.
* Als Jesus im Abendmahlssaal Petrus die Füße waschen will, also den Dienst Gottes an uns Menschen an ihm persönlich vollziehen möchte, wehrt sich Petrus: Du, Herr, willst mir die Füße waschen? Das soll nicht geschehen! Jesus antwortet: Wenn ich dir die Füße nicht wasche, dann hast du keinen Anteil an mir. Und jetzt wieder Petrus überschießend: Dann nicht nur die Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. Petrus versteht – noch! – nicht, daß die Fußwaschung Jesu die eigentliche Kopfwäsche der Jünger ist.
* Es gibt den treffenden Ausspruch „jemand den Kopf waschen“. Damit ist gemeint, jemand Flausen austreiben, dumme Einbildungen verscheuchen und falsches Denken wieder ins Lot bringen. Der Ruf Jesu zur Umkehr in Mk 1,14-15 z. B. heißt im Urtext metanoeite, denkt um. Eine Kopfwäsche auf der Basis der Fußwaschung Jesu wäre meiner Meinung nach für unsere Gesellschaft und unsere Kirche dringend nötig, weit mehr als die Fußwaschungen da und dort in den Pfarreien, die doch wohl eher Ehrerbietungen sind und am eigentlichen Sinn dessen vorbeigehen, was Jesus tat.
* Verstehen wir die Fußwaschung Jesu als Zeichen, das uns den Kopf wäscht, dann hören wir auch das Wort des Propheten Jesaja (vgl. 55,8-9) als ein hochaktuelles Wort, wenn er im Auftrag Gottes sagt: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege – Spruch des Herrn. So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken.“
* Jesus, treib uns unsere inhumanen Flausen aus, das politische Kriegsgeschrei z. B., verscheuche unsere selbstgerechten Einbildungen und bringe unser persönliches und auch öffentliches falsches Denken wieder in die Spur der geforderten Umkehr. Dein Wort soll wieder eine Leuchte für unsere Füße und ein Licht für unsere Pfade sein (vgl. Ps 119).
* Die Gedanken Gottes wieder in unsere Köpfe bekommen – im Blick auf das Leiden und das Kreuz Jesu! Notwendiger denn je. Das Kreuz Jesu ist für viele immer noch Ärgernis und Torheit (vgl. 1 Kor 1), für alle aber, die glauben und glauben wollen, Gottes Weisheit und Kraft. Vom Kreuz Jesu her die Welt durchdenken – dann würden wir auch mit unseren Füßen, sprich mit unserem Leben, die Wege Gottes gehen und mit unseren Händen seinen Willen vollziehen. Und die Fußwaschung Jesu am Gründonnerstagabend im Abendmahlssaal wäre dann immer wieder neu die Teilhabe an seinem Leben, vor allem in der Feier der heiligen Eucharistie.
Prof. Dr. Hubert Windisch