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 Katholiken

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Ich bin der Weg,

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                                                                                                            23.3.2025

3. Fastensonntag C

 * Die Fastenzeit ist eine ernste Zeit, eine Zeit der Zurückhaltung, der Buße und der Besinnung – der Besinnung vor allem auf Gottes Wort in der Heiligen Schrift. Diese Besinnung ist nicht einfach, weil uns gerade in der Fastenzeit ernste Texte aus der Heiligen Schrift geboten werden, die uns durchaus wehtun können und nicht einfach unsere Vorstellungen und Bedürfnisse befriedigen. Ich komme viel herum und entdecke dabei manchmal in der jeweiligen Sakristei, dass im Lektionar etwas schwer verdauliche Stellen in den Lesungen oder im Evangelium durchgestrichen oder eingeklammert sind. Das ist nicht zu rechtfertigen, entspricht aber der Mentalität inzwischen vieler Christen, die Rémi Brague, ein bekannter zeitgenössischer französischer Religionsphilosoph, kürzlich so beschrieb:

   „Viele unserer Zeitgenossen erwarten sich von der Religion nicht,
    bekehrt und geheiligt zu werden, sondern einfach nur befriedigt
    zu werden.“

Die Befriedigung unserer religiösen Bedürfnisse ist freilich nicht biblisch. Es geht dort um Umkehr und Heiligung unserer Bedürfnisse. Hören wir Jesus im heutigen Evangelium!

 * Da kommen Leute zu Jesus und berichten von den Galiläern, die Pilatus beim Opfern umbringen ließ. Hintergrund für die damit gegebene Frage an Jesus ist die damalige Überzeugung der Juden: Wer ein Unglück erleidet, muß eine Sünde begangen haben. Jesus antwortet ohne Schnörkel, direkt, ohne Vertröstung, anschaulich. Er fügt auch noch das Beispiel des Einsturzes des Turms von Schiloach mit an, bei dem 18 Menschen erschlagen wurden. Unglücke und Katastrophen zeigen nach Jesus nicht zwangsläufig die Sündhaftigkeit der Betroffenen. Es kann auch Unschuldige treffen. Und wie oft tut es das! Was könnten wohl die Leute heutzutage alles Jesus berichten! Aber Jesus zieht nicht den Schluß, alle seien unschuldig und Unglücke und Bosheiten passieren halt. Nein, er sagt klipp und klar: Ihr seid alle Sünder, kehrt um, sonst geht auch ihr zugrunde wie die Leute damals! „Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren“, schreibt Paulus in seinem Brief an die Römer (3,23). Niemand kann sich rühmen, alle bedürfen der Umkehr. Die Beispiele im heutigen Evangelium sollen den Menschen eine erschütternde Mahnung sein. Marie Luise Kaschnitz, eine deutsche Schriftstellerin, die 1974 starb und in Bollschweil nicht weit von Freiburg begraben ist, schrieb einmal in einem ihrer Gedichte:

„Seid nicht so sicher, dass es Abend wird, nicht so sicher, dass Gott euch liebt.“

 * Das ist aber bitter, werden Sie sagen. Und Sie haben recht. Aber so wie Bitterkräuter Medizin sind und heilen können, lassen diese herben Aussagen unserem kleinen Westentaschengott, der unsere Bedürfnisse befriedigen soll, die Luft ausgehen. Gott im brennenden Dornbusch kommt zum Vorschein als der „Ich-bin-da“ (1. Lesung, Ex 3,14). Und es kommt die Klarheit und die Wahrheit des Evangeliums zum Tragen: Ich bin ein Sünder. Horchen Sie doch nur eine Viertelstunde am Tag in sich hinein. Sie werden viel Umkehrbedürftiges entdecken. Die Gebote Gottes gelten immer noch: Untreue in der Ehe ist kein Kavaliersdelikt, üble Nachrede ist schlimm, wer das Beten und die Sonntagsheiligung vergißt, verflacht sein Leben. Und es gibt nicht nur persönliche Unheilszusammenhänge, es gibt sie auch in struktureller und politischer Hinsicht. Was würde Jesus zu unserem Umgang mit menschlichem Leben sagen – vor der Geburt, nach der Geburt und in Krankheit und im Sterben? Sünde ist die Loslösung von Gott und seinem ewigen Wort Jesus Christus. Seid nicht so sicher! „Wer also zu stehen meint, der gebe acht, dass er nicht fällt“ (2. Lesung, 1 Kor 10,12)!

 * Jeder Ernst der Heiligen Schrift ist freilich immer auch froher Ernst. So gibt es im heutigen Evangelium auch eine Ermutigung. Jesus erzählt zum Schluß das Beispiel vom unfruchtbaren Feigenbaum. Der Weinbergsbesitzer will Früchte sehen. Drei Jahre schon sieht er sich die Unfruchtbarkeit an. Er will ihn umhauen. Der Weingärtner tritt für den Feigenbaum ein: „Herr, laß ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ich herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er doch noch Früchte; wenn nicht, dann laß ihn umhauen.“ Was will uns Jesus sagen? Der Besitzer des Weinbergs ist Gott, der Weingärtner ist Jesus, der Feigenbaum sind wir. Seid nicht so sicher! Laßt uns Frucht bringen in dieser Fastenzeit!
Wir haben eine Chance.

Amen.

Prof. Dr. Hubert Windisch