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Das Limburger Kreuzfest 2022

 

Eine einzige Ignoranz des Kreuzes und Perversion der Kreuzverehrung

Ein weiteres Beispiel, wie die Neue Kirche die Kirche Christi zu zerstören versucht

 

     Als Bischof Wilhelm Kempf 1959 die Limburger Kreuzwoche ins Leben rief, war die katholische Welt noch in Ordnung, zumindest nach außen hin, auch wenn die katholische Welt niemals in Ordnung sein kann, da sie eben auch nichtkatholische Welt ist und als solche auch niemals in der Nachfolge Christi mit Ausnahme ihrer Heiligen vollkommen ist. Wir dürfen annehmen, dass die Verehrung des Kreuzes in der Kreuzreliquie Bischof Kempf damals geleitet hat mit der Kreuzwoche den gläubigen Katholiken die wiederkehrende Gelegenheit zu dieser Verehrung zu geben. Wir dürfen auch annehmen, dass Bischof Kempf und auch gläubige Katholiken damals in der Kreuzreliquie einen heilsgeschichtlichen Gegenstand sahen, mit dessen Verehrung sie den Gekreuzigten, Christus nicht nur verehrten, sondern an ihn als die Inkarnation Gottes glaubten[1].

     Bei dem Kreuzfest ging es aber nicht nur um die Verehrung der Kreuzreliquie, die 1835 in den Besitz des Bistumes kam, wenige Jahre nach seiner Gründung 1827 gleichsam als Gründungsgabe. Die Staurothek[2] war nach den Zeugnissen bei der Gründung der Kreuzwoche ein kostbarer verehrungswürdiger Schatz. Mit der Kreuzwoche sollte das relativ junge Bistum eine identitätsstiftende Institution erhalten, gleichsam einen diözesanen Katholikentag in der Woche um das Fest der Kreuzerhöhung am 14.September. Die Kreuzreliquie sollte in den Mittelpunkt dieses diözesanen Festes gestellt werden, das alljährlich an einem anderen Ort stattfinden sollte. Bischof Kempf konnte so auch nach dem 1. Kreuzfest feststellen: “Sie hat sich erwiesen (die Kreuzwoche) als ein Brennpunkt des religiösen Lebens für unser gesamtes Bistum.“  Die 1. Kreuzwoche stand unter dem Motto: „Die Kirche unter dem Kreuz.“ 15000 Teilnehmer wurden gezählt. Dass der Berliner Kardinal Döpfner und der Berliner Bürgermeister Franz Amrehn an der 1. Kreuzwoche teilnahmen, ist ein Beleg dafür, dass der „diözesane Katholikentag“ zum Anlass genommen wurde zu zeigen, wo die katholische Kirche sich politisch sah.

     Damals spielten im kirchlichen Leben allgemein und so auch bei der Gestaltung der Kreuzwoche Gruppen wie die katholischen Männer -, Frauen - und die Jugendgemeinschaften mit einer selbstverständlichen Gewissheit eine große Rolle, wobei ihr Selbstverständnis zu dieser Zeit noch nicht von dem konziliaren Aggiornamento, der vermeintlich notwendigen Anpassung der Kirche an die Gegenwart, hinterfragt wurde. So konnte Bischof Kempf in der Kirchenzeitung „Sonntag“ zu der Bedeutung des Kreuzfestes schreiben: „Stat crux dum volvitur orbis“ - , das Kreuz Christi steht unerschütterlich in allem Wandel, in allem Umbruch der Zeiten […]  Seine Erklärung ist lesenswert, da sie ein Bekenntnis seines unerschütterlichen Glaubens ist[3], und wir dürfen sicher sein, dass auch damals viele gläubige Katholiken seines Bistums seinem Bekenntnis ohne Wenn und Aber zustimmten.

     Die Sonderausgabe des „Sonntag“ von 2009 zum 50-jährigen Jubiläum des Kreuzfestes, in der die Erklärung von Bischof Kempf zum 1. Kreuzfest zitiert ist, ist auch ein Dokument für die Zerstörung der Idee des Kreuzfestes nicht nur durch das Aggiornamento, sondern geradezu durch eine Anbiederung der Kirche an das, was in der Gegenwart gefragt ist. Dieser Prozess der Zerstörung begann schleichend und nahm und nimmt noch immer mehr Fahrt auf. Auf dem diesjährigen Fest (2022) scheint man nur noch dreist die Ignoranz des Kreuzes zu feiern. Schon auf dem Kreuzfest 2009 pries man ein „Klimaneutrales Fest“ an, bewarb den Fairen Handel und ließ dazu unter dem Motto „Das Kreuzfest fairstärkt“ etwa ein Dutzend Personen, darunter den Bischof, eine Politikerin und eine Gewerkschaftsfunktionärin ihre Werbebotschaften verkünden. Die Organisatoren des Kreuzfestes waren wohl auch damals professionelle PR - Macher, die offenkundig weder auf das Kreuz blickten noch für das Kreuz einen Blick hatten. Die Originalität des Mottos, das um jeden Preis an den Haaren herbeigezogen erscheint, vermag nicht seine abstoßende Banalität zu verdecken. Das Kreuz hat auf dem Kreuzfest mittlerweile für andere, „menschliche Anliegen“ seinen Platz räumen müssen.

     So ist das Kreuzfest zu einem verkaufsträchtigen Label verkommen, unter welchem dem Kirchenvolk attraktive Events angeboten werden. Was man auch immer unter dem Kirchenvolk zu verstehen hat, es sind zunächst einmal die Hauptamtlichen, die Funktionärschristen und Gremienkatholiken. 2020 lautete das Motto „Hoffnungszeichen“. Der Bischof schloss seine Begrüßung angesichts der Corona-Krise ganz im Sinne der politischen Sprachregelung mit den Worten „Bleiben Sie gesund und hoffnungsvoll“. Neben der Ankündigung eines „Bunten Nachmittagsprogramm“ warb ein querer Stammtisch der Kolpingjugend um Teilnehmer. Auch Katholische Frauen wollten uns digital mitwissen lassen, „Wie wir als Frauen Kirche gestalten und leben. Mit Musik und Sekt werden wir unsere Würde als Gotteskinder feiern“. Hier könnte sich einem die Frage aufdrängen, ob diese Aussage vor oder nach dem Glas Sekt gemacht worden ist.

      2021 stellte man anlässlich der partiell wiedergewonnen Grundrechte das Kreuzfest unter das Motto „Feier des Lebens“ und veranstaltete einen „Jahrmarkt der Sinne“.  Im Programm hieß es: Wir feiern das Leben, die Kunst, Musik, Begegnung, Familie, Engagement, das Miteinander und das Kabarett. Grußworte gab es von dem Limburger Bürgermeister und der Präsidentin der Diözesanversammlung. Dazu wurde in Ankündigung eines Impfangebotes für die Impfung geworben. In einer Pressekonferenz vom 11.8.2021 erläuterte man das Programm in typischem Framing der Neuen Kirche: „Wir wollen mit dem Motto das Leben in seiner Vielfalt feiern und Präsenz in der Gesellschaft zeigen. Das spiegelt sich auch im Programm wider“. Die Kreuzreliquie wurde von einem Weihbischof insofern erwähnt, als sie das wertvollste Objekt des Domschatzes sei.

      Das Motto des diesjährigen Kreuzfestes (2022) „Mit dir wird’s bunt“ ist zum einen, im Hinblick auf das Kreuz vieldeutig nichtssagend und zum anderen im Blick auf die Kirche vielsagend eindeutig. Angekündigt werden Veranstaltungen mit einem Kabarettisten und einem Popsänger und ein Tag der Bildung unter dem Thema „Erneuere das Angesicht der Erde“ Ps. 104. Auf dem Weg zu einer ganzheitlichen Ökologie.“ Mit Vorträgen zu den Themen „Die Erde brennt …“ und „Klimakatstrophe…“ und mit den Podiumsteilnehmern, darunter auch einem von Fridays for Future wird es sicher gelingen ein eschatologisches weltliches Szenario an die Wand zu malen. Wir können nicht darauf hoffen, dass auch nur ein Gedanke an die heilsgeschichtliche Eschatologie oder an die Verehrung des Kreuzes verschwendet wird. Es geht darum, wie es ein Vortragstitel ankündigt: „Ökologische Bildung im Religionsunterricht“, dem Kirchenvolk und in der Schule das politisch korrekte Narrativ von dem anthropogenen Klimawandel zu vermitteln. Das Kreuzfest also in den Diensten der Energiewende!

     Wurde 2016 mit dem Motto des Kreuzfestes Kreuzfidel das Kreuz am Fest der Kreuzerhöhung in grotesker Weise verhöhnt, Golgatha zu einer Art Spielwiese gemacht, so wird am diesjährigen Kreuzfest die Perversion der Kreuzverehrung noch weitergetrieben: das Kreuz wird schlicht ignoriert. Das Kreuz sagt offenkundig nichts mehr, seine Bedeutung wird nicht mehr erkannt und verstanden. Mit Absicht? Es ist lediglich ein Störfaktor in der Welt des „Mit Dir wird’s bunt“. Das Kreuz kann abgelegt werden, wie es die Vertreter der beiden deutschen „Großkirchen“ beim Besuch des Tempelbergs in Jerusalem (2016) vorgemacht haben.

 

Prof. Dr. med. Eberhard Gross

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



[1] Es erscheint wichtig dies in Erinnerung zu rufen, da ein nicht unbeträchtlicher Teil derjenigen, die sich als Katholiken bezeichnen, nicht mehr an Christus als den Sohn Gottes glauben. Näheres s. https://fowid.de › meldung › christlicher-glaube-deutsc...

[2] Die Staurothek wurde 964/ 965 in Konstantinopel geschaffen und kam während des 4. Kreuzzuges in den Besitz des Ritters Heinrich von Ulmen, der sie dem Augustinerinnenkloster Stuben bei Bremm an der Mosel übergab. Näheres s. http://www.staurothek.de

[3] https://www.kirchenzeitung.de › 13_09.so-extra.pdf: Fortsetzung der Erklärung: „Dieses Wort soll uns immer tiefer in die Seele dringen, sooft wir künftig unsere, Limburger Kreuzwoche‘ begehen. (...) Wir wissen, wie bitter der Kreuzweg ist, den Millionen gläubiger Christen tagtäglich gehen müssen. Und dennoch: ,Stat crux‘, das Kreuz Christi steht! (...) Wo immer dieses Zeichen aufgerichtet ist, sei es äußerlich sichtbar in unseren Domen und Münstern, in unseren Kirchen und Kapellen, in unseren Wegkreuzen und im Wandschmuck unserer Häuser, sei es unsichtbar in den Herzen der Menschen, da soll jeder wissen: Hier ist heiliger Boden, heiliges Land, hier ist Königtum Gottes, Reich Gottes, Herrschaftsgebiet Gottes. Hier gelten Gottes Gesetze, Gottes Anordnungen, Gottes Maßstäbe, Gottes Wort, Gottes heiliger Wille. (...) Die Festigkeit, die Widerstandskraft, die Unerschütterlichkeit der Kirche ist in eben dem Maße groß oder gering, wie das Maß ihrer Gottes- und

Christusliebe groß oder gering ist. Was bedeutete denn die Kirche Christi in den Tagen der Apostel, in den Tagen, da Tiberius und Caligula, Claudius und Nero die Beherrscher der alten Welt waren? Was brachten unsere urchristlichen Brüder mit, als sie sich anschickten, nach dem Willen des Meisters, Zeugen zu sein bis an die Grenzen der Erde‘ (Apostelgeschichte 1,8)? Nichts weiter als ein Herz voll glühender Begeisterung und die Überzeugung, dass Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene, wahrhaft, Gottes Kraft und Gottes Weisheit‘ (1 Korinther 1,24) ist (...) und dass daher dieser Gekreuzigte und Auferstandene als einziger unter allen Weltweisen und Lehrern der Menschheit bedingungslosen Glauben und bedingungslose Hingabe verdient (…).