Arbeitskreis
 von

 Katholiken

Logo

Ich bin der Weg,

die Wahrheit und

das Leben

.

Die Jagdgesellschaft und ihre neuen Opfer

Mitglieder des Arbeitskreises von Katholiken haben sich entschlossen, die Anmerkungen, die in katholisches.info am 11.2.2021 zu lesen waren - zu veröffentlichen.
Gleichzeitig verweisen wir auf eine Sendung des Deutschlandfunks, in der Reihe„Tag für Tag“ am 11.2.2021 hin.
Eine breite Öffentlichkeit erfährt, dass ein Mann, der Millionen Menschen aus seinem christlichen Glauben heraus vor dem Hungertod bewahrt hat und in Deutschland unter dem Namen Speckpater in der Nachkriegszeit bekannt war und bis heute hohes Ansehen auch nach seinem Tod erfahren hat, nun von Vertretern der katholischen Kirche  ( z.B. Georg Löwenisch, Chefredakteur der Beilage der ZEIT, Christ und Welt ) unter Hinweis von noch nicht einmal bewiesenen Vergehen in übler Weise verunglimpft wird.

Bilden Sie sich selbst ein Urteil !

Der schändliche Angriff gegen Pater Werenfried van Straaten

Anmerkungen von Giuseppe Nardi

In Deutschlands Kirche wird wieder mit der Dampfwalze gefahren. Das ist nicht neu. Die Regieanweisungen sind bekannt, daher auch, wer die Dampfwalze lenkt und gegen wen sie sich richtet. Und auch das Ergebnis ist absehbar. Opfer sind derzeit ein Kardinal und ein längst Verstorbener, der sich nicht mehr wehren kann. Wie praktisch.

In einem seit Jahrzehnten bewährten Bündnis zwischen linken Mainstream-Medien und progressiven Kirchenkreisen werden Machtpositionen erobert und verteidigt. Stückchenweise wurde so in den vergangenen 60 Jahren die Achse in der Kirche in Deutschland nach links verschoben. Jede gelungene Operation bedeutet keine Saturation, sondern lediglich eine Zwischenetappe zur nächsten Operation. Demontiert wird, was an Persönlichkeiten und Institutionen einer „anderen“ Kirche im Wege steht. Dafür werden Etiketten verliehen, damit die außerkirchlichen Verbündeten immer und sofort wissen, wer Freund und wer Feind ist.

Die ersten Etiketten galten den sogenannten „Vorkonziliaren“ samt den Varianten „Rückwärtsgewandte“, „Vorgestrige“ und „Erzkonservative“. Letztere Betitelung wurde zum „Dauerrenner“. Sie eignet sich bis zum heutigen Tag. Der Mainstream, so weit entfernt vom kirchlichen Empfinden, daß nicht die geringste Aussicht auch nur auf minimales Verständnis besteht, bezeichnet jeden Kirchenvertreter, der nicht das „Gütesiegel“ progressiv, links, liberal oder modern trägt, als „erzkonservativ“. Das ist aber nur eine von mehreren eingeübten Totschlagvokabeln.

Schon in den 60er Jahren zeigte sich, daß das Zusammenspiel zwischen innerkirchlichen Kreisen und kirchenfernen Medien eine effiziente Allianz ergibt, die beiden Seiten nützt, um für die einen Machtverlagerungen in der Kirche zu erreichen und für die anderen den Genuß der Kirchendemontage.

Viele bekannte und weniger bekannte Kirchenvertreter fielen seither dieser unheiligen Allianz zum Opfer. Als diese in den 90er Jahren Blut leckte und erkannte, sogar Bischöfe „abschießen“ zu können, kam erst richtig Schwung in die Sache. Seither folgt eine Kampagne der nächsten, mit immer demselben Muster, immer einem schändlichen Vorwand, immer derselben Jagdgesellschaft, immer einem prominenten Opfer, immer einer weiteren Achsenverschiebung nach links. Zu den Trophäen gehören prominente Namen wie Erzbischof Haas, Bischof Mixa, Bischof Krenn und mit Erzbischof Groer sogar ein Kardinal. Eins zu eins wurde im kirchlichen Bereich umgesetzt, was genauso im politischen Bereich der Fall war. Jüngstes Beispiel dieser Allianz ist der Präsidentschaftswahlkampf in den USA. Mit der Wahl von Papst Franziskus hat die unheilige Allianz an höchster Stelle Einzug gehalten.

Nach dem maoistischen Prinzip gilt es einen Gegner exemplarisch zu schlagen, um hundert Gegner einzuschüchtern. Jeder Jagderfolg der vergangenen Jahrzehnte bedeutete eine wachsende Verschüchterung konservativer Kirchenkreise, noch größere Zurückhaltung, noch mehr Abstinenz von der Öffentlichkeit. Es bedeutete auch, daß die Kriterien für die Auswahl künftiger Bischöfe laufend zurückgeschraubt und angepaßt wurden. Das dominante Bild war das der fügsamen Unterwerfung in der Hoffnung, die Jagdhunde zu besänftigen. Nichts dergleichen trat ein, wie es auch absehbar war, was konservative Kirchenobere noch mehr verängstigte und die offen oder verstohlen mit der linken Seite sympathisierenden Oberen immer kecker werden ließ. 

So ging Bastion um Bastion verloren. Wer heute die Kirche im deutschen Sprachraum betrachtet, kann sich eine Situation, wie sie noch in den 50er Jahren herrschte, gar nicht mehr vorstellen. Die meisten Bischöfe mögen fromme Männer sein, zumindest hofft dies das gläubige Herz, doch sie charakterisieren sich mit nur mehr wenigen Ausnahmen durch zwei Aspekte: Sie sind latent, wenn auch graduell abgestuft, progressiv positioniert. Und je weniger progressiv sie sind, desto weniger Führungsstärke zeigen sie. 

Die Demontage der Kirche erfolgte in den vergangenen 60 Jahren nicht von unten, sondern von oben. Anders ist es in einer hierarchisch verfaßten, göttlichen Stiftung auch nicht denkbar.

Jagd auf Kardinal Woelki – die Jäger heißen Marx und Bätzing 

Die jüngsten von der Jagdgesellschaft auserkorenen Beutestücke sind der Erzbischof von Köln, Rainer Maria Kardinal Woelki, und der „Speckpater“ Werenfried van Straaten. Kardinal Woelki gehört nicht unbedingt zum Typus des Bischofs und Prinzen der Kirche, der in die Geschichte eingehen dürfte. Sein unverzeihlicher Makel besteht darin, daß er aber konservativer ist als die nach links gerückte Mehrheit der Deutschen Bischofskonferenz. Zum Störenfried unter seinen Mitbrüdern macht ihn seine institutionelle Position als Erzbischof von Köln und Kardinal der heiligen Kirche. Und er wagte es 2018, sich gegen den unmöglichen Mehrheitsbeschluß der Bischofskonferenz, protestantische Ehegatten zur heiligen Kommunion zuzulassen, an Rom zu wenden. Was unter Johannes Paul II. und Benedikt XVI. in extremis Abhilfe schaffen konnte, wurde, da in Rom Papst Franziskus regiert, allerdings zum Eigentor. Die Glaubenskongregation wollte zwar aktiv werden, wurde aber von Franziskus zurückgepfiffen. Kardinal Woelki hatte sich exponiert, ohne das Geringste erreichen zu können. Die kleine Minderheit von Bischöfen, die er aufgrund seines Ranges anführt, wurde angezählt. Nicht minder störend empfand die DBK-Mehrheit Woelkis Zwischenrufe gegen den „Synodalen Weg“, mit dem sich die Kirche in Deutschland auf den Weg ins Schisma macht. 

Die Reaktion darauf ist, daß die Mehrheitsführer der Bischofskonferenz darauf hinarbeiten, daß das Erzbistum Köln, das neben jenem von Mailand und Chicago eines der größten, reichsten und gewichtigsten der Kirche ist, in andere Hände gelegt wird. Alles eine Frage der Macht. So verwundert es nicht, daß der gefährlichste Gegenwind für Woelki nicht von irgendwelchen Medien, sondern aus der Kirche selbst kommt. Ebensowenig verwundert es, daß Kardinal Reinhard Marx, als Erzbischof von München und Freising der Inhaber des wichtigsten Bischofsstuhls nach Köln, und Bischof Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, sich als lautstärkste Kritiker Woelkis in Szene setzen.

Der Vorwand läßt sich immer finden. Das scheint in einem ehrlosen Machtkampf das geringste Problem: ob zwielichtiges Verhalten von Ordensfrauen im Bistum Speyer, ob der Umgang mit einem klerikalen Mißbrauchstäter in Köln. Wer aber annimmt, es ginge tatsächlich um den einen oder den anderen Fall, irrt gewaltig. Es geht um einen innerkirchlichen Machtkampf, der Woelki in die Knie zwingen, am besten ihm sogar das Erzbistum Köln entwenden soll.

Die zweite Jagd verdeutlicht dieses Machtstreben noch deutlicher, denn die „Beute“ ist längst tot. Mit Schmutzkübeln wird eine herausragende, aber längst verstorbene Persönlichkeit beworfen. Es ist eine Art von Denkmalsturz, wie er auf linker Seite nicht erst seit den rassistischen Umtrieben von Organisationen wie Black Lives Matter in Mode ist.

Der Speckpater – ein nach 1968 immer weniger gelittener Kämpfer

Der niederländische Prämonstratenser Werenfried van Straaten, Chorherr in der flämischen Abtei Tongerlo, gehörte zu den wirklich Großen der kirchlichen Nachkriegszeit. Als Deutschland bei Kriegsende am Boden lag, tat er etwas, was heute wahrscheinlich per definitionem bereits als schändlich und unerträglich gelten würde. Er begann den besiegten und zu Millionen vertriebenen und heimatlos gemachten Deutschen zu helfen. Daraus entstand die Ostpriesterhilfe, weil Pater Werenfried zunächst vor allem den katholischen Priestern aus den deutschen Ostgebieten und Sprachinseln half, die als Vertriebene in den westalliierten Besatzungszonen strandeten. Im Laufe der Zeit wurde daraus ein internationales Hilfswerk für die verfolgten Christen hinter dem Eisernen Vorhang, später dann weltweit. 1953 gründete er parallel den Bauorden, in dem junge Erwachsene bei sozialen und gemeinnützigen Bauprojekten mithelfen konnten. Die ersten Projekte waren Eigenheime für deutsche Vertriebene.

Wo Pater Werenfried predigte, füllte er in den 50er und 60er Jahren die Kirchen. Er nützte für ein ausgedehntes Medienapostolat die modernsten zur Verfügung stehenden Mittel. Vor allem aber war er kein Mann der leisen Töne. Als sich im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils der Wind in der Kirche drehte, traf das auch ihn. Sein Festhalten an der kirchlichen Sozial- und Morallehre und sein Kirchenverständnis machten ihn als „Konservativen“ immer mehr zur unerwünschten Person. Diese innerkirchliche Entwicklung traf sich mit der Gesamtentwicklung, da die politische Linke in den 70er Jahren von einem unaufhaltsam scheinenden Aufstieg beflügelt schien. Der Speckpater war dieser ein Feindbild, da er die kirchenfeindlichen Zustände im kommunistischen Ostblock anprangerte und die dortige katholische Untergrundkirche, aber auch die verfolgte orthodoxe Kirche unterstützte. Von KGB und MfS aus Moskau und Ost-Berlin gesteuerte kommunistische Gruppen in West-Deutschland nahmen Pater Werenfried ins Visier.

Zu seinem Hauptproblem wurde jedoch, daß er in den 80er Jahren kirchenintern nicht mehr gelitten war und daher zunehmend von der eigenen Seite im Regen stehengelassen wurde. Die deutsche Teilung schien vielen unumkehrbar, der Antikommunismus nur mehr lästig. Man begann schließlich Pater Werenfried auszugrenzen. In manchen Diözesen war er kaum mehr gelitten und mußte froh sein, wenn er noch Kirchen bekam, um dort predigen zu können. Durch seine flammenden Worte an das Gewissen der Menschen, mit denen er auch jene Themen ansprach, die kaum mehr jemand in der Kirche anzusprechen wagte, wie  Keuschheit, Enthaltsamkeit, Ehe, Lebensrecht ungeborener Kinder, war er zum Außenseiter geworden.

Er ließ sich davon nicht beirren. Er hatte mit dem Hilfswerk Kirche in Not, wie die Ostpriesterhilfe nun hieß, weil sich ihr Einsatzgebiet erweitert hatte, etwas Dauerhaftes geschaffen, etwas, was die verfolgten Christen weltweit dringender denn je brauchten. Als Pater Werenfried – ein Name, ein Begriff – 2003 kurz nach seinem 90. Geburtstag starb, stand er nicht mehr in der Mitte der Kirche, wo er begonnen hatte, sondern ziemlich am Rande. Nicht weil er sich verändert hatte, sondern weil sich die tonangebenden Kirchenkreise verändert hatten.

Sein Glück war es, in seiner Nichte Antonia Willemsen eine tüchtige Nachfolgerin gefunden zu haben, die mit Hilfe tüchtiger Mitarbeiter sein Erbe fortsetzte. Dabei verstanden sie dieses Erbe durchaus vollumfänglich im Sinne des Speckpaters nicht nur als materielle Hilfe für die verfolgten Christen in fernen Ländern, sondern auch als geistliche Hilfe für die Christen in den westlichen Staaten. Gerade die deutsche Sektion entfaltete nach der Jahrtausendwende eine Reihe von Initiativen  zur Evangelisierung im deutschen Sprachraum. Das Hilfswerk, in manchen Kirchenkreisen noch von Pater Werenfried her mißliebig beäugt, wurde von progressiven Kirchenvertretern als eine der wenigen noch übriggebliebenen „konservativen“ Organisationen gesehen, was heute kaum mehr geduldet wird.

Seit dem Tod des Speckpaters ist ein mehr oder weniger intensiver Richtungsstreit um die Kontrolle von Kirche in Not im Gange. Das hat nicht nur mit den beschriebenen ideologischen Gegensätzen zu tun, sondern auch mit Begehrlichkeiten wie Macht und Einfluß. Um sich den Rücken freizuhalten, drängen einige Persönlichkeiten darauf, sich ausschließlich auf die Hilfe für verfolgte Christen im Ausland zu beschränken. Auch eine Form von Leisetreterei.

Die Schmutzkübel mit Kirchensteuergeld

Gestern veröffentlichte die Beilage Christ & Welt der linksliberalen Wochenzeitung Die Zeit einen Frontalangriff gegen Pater Werenfried. Dem Blatt war der vertrauliche Brief eines inzwischen emeritierten Weihbischofs aus dem Jahr 2010 zugespielt worden, der Rom Aspekte auflistete, die einem möglichen Seligsprechungsverfahren im Wege stehen könnten. Das ist Routine. Im römischen Verfahren gibt es dazu die historische Figur des Advocatus diaboli. Relevant wären diese Hinweise erst, wenn sie Bestätigung fänden.

Der Brief lag Kirche in Not, den deutschen Bischöfen und dem Vatikan vor. Es fällt nicht schwer, sich auszumalen, von welcher Seite er der Hamburger Zeitungsredaktion zugespielt wurde. Dafür genügt es, zu wissen, daß sich Christ & Welt seit 1980 im Eigentum der Deutschen Bischofskonferenz befindet, die seit 2010 als redaktionell unabhängige Sonderbeilage der Wochenzeitung Die Zeit erscheint. Der Angriff wird also mit Kirchensteuergeld finanziert.

Am 10. Februar veröffentlichte Christ & Welt (Die Zeit) den Anwurf gegen Pater Werenfried unter dem Titel „Gut und Böse“. Die beiden Autoren bedienen sich jenes spöttischen und abschätzigen Tones, wie er in Linkskreisen inzwischen selbstverständlich ist, wenn über Andersdenkende berichtet wird. So heißt es schon im Vorspann dreist: „Was wird aus der Kirche, wenn sie eine Ikone verliert?“

Im Mittelpunkt steht eine angebliche „Nötigung“, auch als angeblicher „Vergewaltigungsversuch“ bezeichnet, den der damals bereits 60 Jahre alte Werenfried 1973 gegenüber einer 23jährigen Mitarbeiterin unternommen haben soll. Die Vorwürfe werden 18 Jahre nach dem Tod des Speckpaters breitgetreten. Das angebliche Opfer meldete sich selbst erst Jahre nach seinem Tod.

Der Vorwurf des sexuellen Mißbrauchs (ausnahmsweise einmal kein homosexueller) ist derzeit das zielsicherste Totschlaginstrument gegen einen Kirchenmann und die Kirche insgesamt. In der Tat wurde von einer kleinen klerikalen Minderheit Schändliches getan und unterlassen, man denke an den Fall McCarrick, zumeist allerdings im homosexuellen Kontext. Gegen Pater Werenfried kann diese Keule besonders leicht geschwungen werden: Er kann sich nicht mehr wehren.

Das Ausmaß des Dilemmas, in dem sich die katholische Welt in unseren Breiten befindet, zeigte sich in den vergangenen Stunden. Es findet sich faktisch niemand, der Pater Werenfried verteidigt, während die Medien unisono sein Andenken ohne jedes Hinterfragen durch den Schmutz ziehen. Die Jüngeren kennen ihn nicht mehr. Zudem haben sich die verschiedenen Teile der Kirche auseinandergelebt, das bekommt eine Organisation wie Kirche in Not besonders zu spüren, die mit dem Etikett „konservativ“ gebrandmarkt wurde.

Das Ergebnis zeigte sich gestern. Kaum hatte Die Zeit ihren beschämenden Angriff gestartet, der an die Verurteilung in einem Schauprozeß erinnert, ging das Hilfswerk Kirche in Not auch schon in die Knie, kampflos und knieweich wie Pudding. Thomas Heine-Geldern, der geschäftsführende Präsident, beeilte sich auf größtmögliche Distanz zu Pater Werenfried zu gehen und hämmerte implizit noch fleißig auf das Denkmal eines Großen ein, als wollte er die beiden Zeit-Journalisten beim Denkmalsturz eifrig unterstützen. Um Lob und Anerkennung zu erheischen? Das Motto in der Königsteiner Zentrale des Hilfswerks scheint zu lauten: „Rette sich, wer kann!“

Ganze 27 teils redundante Punkte listete Heine-Geldern auf, die eine einzige erbärmliche Demontage des verdienten Speckpaters sind. Ein beschämendes Vorgehen von jemand, der sich im Lebenswerk von Pater Werenfried sonnt, aber nicht einmal den Versuch unternimmt, ihn zu verteidigen. Der bloße Zuruf von bestimmter Seite genügt heute, um zu kapitulieren.

Es soll zwar nichts ausgeschlossen werden, doch geht es um Glaubwürdigkeit und Wahrscheinlichkeit. Es ist zu wenig, nach 36 bzw. 48 Jahren, das heißt, sechs bzw. 18 Jahre nach Werenfrieds Tod, aus der Deckung zu springen und schwerste Anschuldigungen zu erheben. Der geschäftsführende Präsident von Kirche in Not Heine-Geldern erklärt lapidar, die Schilderung der damals 23jährigen Frau über den angeblichen Nötigungs- alias Vergewaltigungsversuch sei „glaubhaft“. Das ist zu wenig, um eine Schuld als gegeben anzunehmen, doch genau das bedeutet die Erklärung von Heine-Geldern. Auf diese Weise könnte jeder Verstorbene wehrlos vernichtet werden. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr.
Wer Pater Werenfried persönlich kennenlernen durfte, wie der Autor dieser Zeilen, weiß um dessen Integrität. Er war freilich schon in den 80er Jahren eine erfreuliche Ausnahmeerscheinung inmitten dem Zeitgeist hinterherhechtenden kirchlichen Verantwortungsträgern. Mir genügt daher nicht, was an Vorwürfen gegen ihn nun von kirchensteuerfinanzierten Journalisten in offensichtlich destruktiver Absicht vorgebracht wird, und es sollte niemandem genügen.

Was „glaubhaft“ bedeutet, weiß man seit den im wahrsten Sinne des Wortes unglaublichen Anschuldigungen gegen Hans Hermann Kardinal Groer. Der damalige Erzbischof von Wien stürzte auch nicht durch die feindseligen, kampagnenhaft betriebenen Angriffe von Medien und Politik, sondern durch kircheninterne Rechnungen, die beglichen wurden, und durch die Feigheit von kirchlichen Verantwortungsträgern, deren Pflicht es gewesen wäre, den Kardinal zu verteidigen. Stattdessen obsiegten jene, die ihre Hände so schnell als möglich „in Unschuld waschen“ wollten. Daß dadurch der Beschuldigte über die Klinge springen mußte, wurde in einer Güterabwägung billigend in Kauf genommen, in der danach gefragt wurde, was „wichtiger“ sei. Da wollten sich manche nicht in die Schußlinie von Presse und Sozialisten bringen. 

Eine ähnliche Rechnung scheint man in der heutigen Führungsspitze von Kirche in Not angestellt zu haben. Das „glaubhaft“, das Kirche-in-Not-Präsident Heine-Geldern ins Feld führt, klingt vor allem nach einem ängstlichen Bemühen, eine als unliebsam empfundene Geschichte – und damit sind die medialen Schmutzkübeleien gemeint – schnell los zu werden. Das Ergebnis liegt seit gestern vor. Das hat Pater Werenfried van Straaten, ein Großer der kirchlichen Nachkriegszeit, nicht verdient. 

Und so manche scheinen auch nicht ihre Ämter und Posten bei Kirche in Not und bei der Deutschen Bischofskonferenz verdient zu haben.

Bild: Kirche in Not (Screenshot)

Quelle: Katholisches.info
             Veröffentlichung vom 11. Februar 2021