Arbeitskreis
 von

 Katholiken

Logo

Ich bin der Weg,

die Wahrheit und

das Leben

.

Maria 2.0 – ein feministisches Projekt

Ein Kommentar von Professor Dr. med. Eberhardt Gross, Hamburg

    Das Projekt Maria 2.0 hat mit der Wahl der Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz nun auch offiziell in der deutschen Amtskirche reüssiert, will doch die promovierte Theologin Dr. Gilles (Studium der kath. Religionslehre und Deutsch, Promotion am liturgiewissenschaftlichen Institut der Universität Bonn) laut der Pressemitteilung der DBK (katholisch.de 24.2.21) auch auf Maria 2.0 zugehen. Der „Süddeutschen“ sagte sie (SZ.de 23.2.21): "Ich bin eine selbstbewusste Frau und als diese schon lange in der Kirche unterwegs.“ Viele der Anliegen der Frauen-Reformbewegung Maria 2.0 seien auch ihr wichtig: "Das sind Frauen, die die Kirche tragen“.

        Maria 2.0 ist mehr als die Selbstdarstellung einer Bewegung suggeriert, u.a. das Recht auf Mitsprache und Mitgestaltung von „Kirchenfrauen“ einzufordern, und auch mehr, als welche sie gemeinhin wahrgenommen wird. Das ist wahrscheinlich nicht einmal manchen Sympathisanten bewusst. Denn Maria 2.0 ist ein grundständiges feministisches Projekt und als solches hat es schon die Sprengladung an das Fundament des kath. Glaubens gelegt. Zuweilen wird die eigentliche Intention mit kitschiger und gefühlvoller Sprache geframed wie der Predigtimpuls einer Pastoralassistentin (www.mariazweipunktnull.de) „Maria lässt nicht locker“ zu dem Evangelium der „Hochzeit von Kana“ (Joh. 2.1-12) beispielhaft zeigt.

    „Ich hatte früher ein Problem mit Maria. Das Bild, das mir entgegenkam, war mir zu wunderschön prächtig. Ich vermisste die echte Frau hinter all dieser makellosen Madonna, die mir in Liedern und auf Bildern präsentiert wurde. Das änderte sich vor ein paar Jahren. Da habe ich mich intensiver mit dem ersten Zeichen Jesu beschäftigt, das im Johannesevangelium steht. Die Hochzeit zu Kana. Kennen wir alle. Da kam mir eine ganz andere Maria entgegen: Schauen wir auf diesen legendären Abend in Kana. […]. Als Gott Maria berufen hat, die Mutter seines Sohnes zu werden, da hat er sich keine stille, zurückhaltende Frau ausgesucht. Sondern eine mutige. Eine, die sich den Mund nicht verbieten lässt. Und die ihrem Glauben und ihrem Gespür für den richtigen Moment folgt. Die noch am Kreuz dabei war und später an Pfingsten wieder. Wirklich wunderschön, dass diese starke Frau Mitbegründerin unserer Kirche ist. Geradezu prächtig. Und viel zu schade für den Sockel.“

      Wenn die Gottesmutter „geradezu prächtig“ ist, warum ist sie dann „viel zu schade für den Sockel“. In dieser verschleiernden, heuchlerischen Paradoxie zeigt sich paradigmatisch das „non serviam“, welches man auch Maria frech, unhistorisch und gedankenarm anheftet, weil man als „moderne Frau“ keine makellose Maria akzeptieren kann, schon gar nicht als Vorbild, sodass sie als „geradezu Prächtige“ vom Sockel heruntergeholt werden soll, um sie gleichsam auf Augenhöhe zu stellen. Sie wird zur durchsetzungsfähigen toughen Frau umgedeutet, welcher das „siehe ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach Deinem Wort“ eine unglaubliche Zumutung sein muss und ebenso wenig zeitgemäß ist wie nach Heiligkeit zu streben, was per se bedeutet sich in die Dienerschaft Christi zu stellen und in ihr zu sehen sei man ein Mann oder sei man eine Frau.

     Mit Maria 2.0 soll auch Maria zur normalen Frau werden, also zu jeder x-beliebigen Frau, also auch zu Maria 3.0, Maria 4.0 usw. zu Maria n, zu einer Maria in der modernistischen Auslegung wie die der ehemaligen evangelischen Bischöfin Käßmann, nach der Maria auch keine Jungfrau und Gottesgebärerin sein kann (Spiegel 30/2013) „Da bin ich ganz eine Theologin des 21. Jahrhunderts. Ich glaube, dass Maria eine junge Frau war […]. Aber dass sie im medizinischen Sinne eine Jungfrau war, das glaube ich nicht.“ Das begründet die Bischöfin an anderer Stelle mit fragwürdigen „neuen“, auch textkritischen Erkenntnissen (TheoBlog.de 19.12.2010), die Bezeichnung Jungfrau sei eine ganz nach der antiken Gedankenwelt nachträgliche Bezeichnung.

     Maria 2.0 ist nichts Neues, sondern eine der Institutionalisierungen des Feminismus an den katholisch-theologischen Fakultäten und innerhalb der Amtskirche, in letzterer nicht nur geduldet, sondern gefördert, wie der kürzliche deutschlandweite Thesenanschlag und der Synodale Weg zeigen. Dass die feministische Dekonstruktion von Maria auch von Rom aus betrieben wird, lässt darauf schließen, dass sie Teil der Strategie der Protestantisierung der katholischen Kirche oder gar darüber hinaus der interreligiösen Vermischung ist. In der Predigt vom 20. Dezember 2013, noch im Jahr seines Amtsantrittes, in Domus Sanctae Marthae legt Papst Franziskus seine eigenen Gedanken in Marias Herz, als sie unter dem Kreuz stand (katholisches.info.de 21.12.2013): „Bezichtigte Maria Gott des Betruges? Das Evangelium sagt uns nicht, ob sie ein Wort gesagt hat oder nicht… sie war still, doch in ihrem Herzen - wieviel sagte sie noch dem Herrn `Du hast mir damals gesagt´ – das ist es, was wir gelesen haben - `dass er groß sein wird. Du hast mir gesagt, dass du ihm den Thron seines Vaters David geben wirst, dass er über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen wird. Und jetzt sehe ich ihn dort´.  Die Gottesmutter war menschlich! Und vielleicht hätte sie die Lust gehabt zu sagen: ‚Lügen! Ich bin betrogen worden!“.

      Mit dem Wort „Vielleicht“, lässt er zwar seine Aussage offen erscheinen – es ist nur ein Gedankenexperiment – er versteckt sich so aber hinter seiner eigenen Intention Maria mit Lüge und Betrug und der Lust dazu zu kontaminieren und so gleichsam unbeobachtet umzudeuten. Es wäre naiv in der Dekonstruktion von Maria das eigentliche Ziel zu sehen. Ihre Dekonstruktion destruiert ihre heilsgeschichtliche Stellung als unbefleckt Empfangene, Jungfrau und Gottesmutter. Wird ihre heilgeschichtliche Stellung hinterfragt, berührt dies auch die Frage nach der Inkarnation, nach der Gottheit Christi, nach den zwei Naturen in Christus, Fragen, die schon in dem Konzil von Ephesus (431) mit der Lehre von „Christus als wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person vereint“, und von Maria als „Theotókos“, als „Gottesgebärerin“ und nicht als „Christotókos“ beantwortet wurden. War es damals die Suche nach der Wahrheit und kein machtgeleiteter Diskurs, geht es in der Amtskirche offenkundig nicht um die Wahrheit, sondern um die Funktionalität. Denn die Wahrheitsfrage wird gar nicht gestellt. Wahr ist, was der säkularisierten Amtskirche nützlich erscheint, d.h. von der Gesellschaft akzeptiert wird. So kommt Maria 2.0. als feministische Hilfstruppe der Amtskirche bei der Errichtung der „Neuen Kirche“ gerade recht.