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Rezension zu dem Buch

 „Die verwirrende Theologie des Papstes Franziskus“

des Bonner Alt-Philologen Heinz-Lothar Barth über das gegenwärtige Pontifikat

von Inge Thürkauf

 

Die heutige Kirchenkrise begann nicht mit dem Pontifikat von Papst Franziskus. Der argentinische Nachfolger Petri steht am vorläufigen Ende, nicht am Beginn jener Vorgänge, die die Verdunklung des Lichts der apostolischen Tradition vorangetrieben haben. Die jetzt sichtbaren Konsequenzen sind von katholischen Denkern bereits vor weit über hundert Jahren vorausgesagt worden. Dr. Barth behandelt in seinem neuen Werk nicht nur die Lehrschreiben, Predigten, Ansprachen und Interviews von Papst Franziskus, er nimmt auch Bezug auf dessen unmittelbare Vorgänger im Petrusamt als auch auf die Auswirkungen des letzten Konzils. Es sind durchwegs heiße Eisen, mit dem er seine Leser von der ersten bis zur letzten Zeile seines voluminösen Werkes von fast 800 Seiten zu fesseln versteht. Allein ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis macht deutlich, dass keine Krise im bewegten Verlauf des Christentums vergleichbar wäre mit den gegenwärtigen kirchlichen Wirren.

Schon gleich nach der Wahl von Jorge Maria Bergoglio zum Nachfolger des hl. Petrus wurde bereits durch seine äußere Erscheinung offenkundig, dass mit dem Papst „vom Ende der Welt“ sich ein Paradigmenwechsel ankündigen würde. Franziskus will sich als „Papst der Armen“ verstanden wissen und selbst mit lehrreichem Beispiel vorangehen. Er ersetzt die kostbaren traditionellen Symbole seines Amtes wie Brustkreuz, Ring, Schuhe durch weit weniger wertvolle, verweigert die den Päpsten vorbehaltene Wohnung im Vatikanpalast und bewohnt bis heute die Casa Santa Marta, das Gästehaus der Kardinäle, das jedoch mit einem Millionenbudget für seine Bedürfnisse umgebaut werden musste. In seinen Handlungen und Gesten untypisch für sein Amt, in seinen Enzykliken, Apostolischen Schreiben und Interviews überrascht Franziskus die Welt mit teils unbequemen, teils folgenschweren Aussagen. Er ist, wie er selbst bekennt, vom Wunsch angetrieben, „unseren kollektiven Geist der modernen Zivilgesellschaft“ (28), m.a.W. der „Welt“ anzupassen, eine in der Kirchengeschichte für einen Pontifex ohne Beispiel dastehende Denkweise im Hinblick auf den Auftrag Jesu sich nicht dem Weltgeist gleichförmig zu machen. Doch augenscheinlich agiert Franziskus durchaus in Zustimmung mit einer nicht unbedeutenden Zahl seiner Mitarbeiter, der Kardinäle, Bischöfe und Priester. Wie anders hätte der Bruch mit der Tradition eine Entwicklung nehmen können, die von nicht wenigen als apokalyptisch bezeichnet wird.

Manche Schwerpunkte in diesem Pontifikat deuten daraufhin, dass Franziskus die überlieferte Lehre der Kirche ignoriert oder die biblische Sichtweise gar aufgegeben hat. Um nur einen Bruchteil der zahlreichen Verirrungen zu nennen: Es war die Erklärung des zweiten Vatikanums in „Nostra aetate“ (Alle Völker sind in Wahrheit Söhne des Vaters im Himmel, X.5.), die 2014 den Weg frei gab für das Friedensgebetstreffens im Vatikan mit je einem hochrangigen Vertreter des Judentums und des Islams. Das gemeinsame Dokument im Februar 2019 zwischen Papst Franziskus und dem Kairoer Großimam Ahmad Mohammad Al-Tayyeb in Abu Dhabi, das besagt, dass die Vielfalt der Religionen dem „weisen, göttlichen Willen“ entspreche, war nur die logische Folge, ebenso das skandalöse Vorgehen um den Pachamamakult im Oktober des selben Jahres.Mit diesen Irrlehren wird die Gotteskindschaft, die nur durch Jesus Christus möglich ist, aufgegeben. Darüberhinaus stellen sie den bislang exclusiv verstandenen Wahrheitsanspruch der katholischen Kirche „extra ecclesiam nulla salus“ in Frage.

Der Autor ist sichtbar bemüht, diesem „schwierigen Papst“ gerecht zu werden, doch kann er gerade aufgrund seiner gründlichen Recherchen und dem präzisen Quellenmaterial nicht verhindern, dass die fünfzehn Kapitel seines Werkes ein “imposantes Sünden“-Register offenlegen. „Was der jetzige Pontifex sich leistet, ist… ungeheuerlich.“  (741). Wem will man es auf diesem Hintergrund verdenken, wenn er der verbreiteten Meinung das Ohr leiht: Franziskus ist nicht Papst (dem der Autor selbst klar widerspricht). Dass die Pforten der Hölle die Kirche, den mystischen Leib Christi, nicht zerstören werden, das wurde uns vom Herrn, unserem Erlöser zugesagt (Mt 16,18), selbst wenn ein Papst, wie Honorius I. (625–638), die „apostolische Kirche nicht mit der Lehre der apostolischen Überlieferung erleuchtet, sondern versucht in unheiligem Verrat den unbefleckten Glauben umzustürzen (774). Honorius wurde dafür wegen des Vorwurfs der Häresie exkommuniziert – jedoch erst vierzig Jahre nach seinem Tod und ohne ihn aus den Papstlisten zu streichen.

Die Tragik des gegenwärtigen Pontifikats birgt die Gefahr, dass Millionen von Gläubigen nicht mehr erkennen, dass ein Mensch, der zum Amt des römischen Pontifex aufgestiegen ist, nie mehr nur ein Mensch sein kann, wie wir alle, da er mit einer Vollmacht ausgestattet ist, die über das Irdische hinaus bis in das überirdische Leben hineinreicht.

Mögen, wie Weihbischof Athanasius Schneider am Schluss dieses epochalen Nachschlagewerks in Sachen Jorge Maria Bergoglio in seinem Aufsatz bemerkt, die „heimtückischen Nebel“, die Franziskus die Sicht auf sein heiliges Amt verwehren, noch in seinem diesseitigen Leben gelüftet werden.

Uns ist es geboten für seine Umkehr zu beten, nicht zuletzt um der Bitte Jesu an den Heiligen Petrus willen: Wenn du einst bekehrt bist, stärke deine Brüder (Lk 22,32).